Montag, 13. März 2017

Der Blick

Dol­met­scher und Dol­met­sche­rin­nen, hier: für Fran­zö­sisch und aus dem Eng­li­schen, führen ein ziemlich anderes Berufsleben als "normale" Berufs­tätige. Was unsere Arbeit auszeichnet, können Sie hier mitlesen, bei meinem Blog aus der Dol­met­scher­ka­bi­ne. Ich werde in Berlin tätig, aber auch in Paris, Casablanca, Brüssel, Köln, Cannes und München.

Nachklapp zur Berlinale-WG. Einer der Mitbewohner hat mir am Ende des Tages immer ziemlich akkurat die Anzahl der Einsätze angesehen. Nach langen Tagen (also früher eigentlich immer), war es der Job der Mitbewohner, mich vom letzten Einsatz abzuholen und nach Hause zu begleiten.

Jener Gast, Gerd Blanke, schrieb: Nach dem Dolmetschen, vor allen Dingen nach längeren Si­mul­tan­schich­ten oder Einsprechorgien, ist der Blick Deiner Augen auf einen kleinen Seh­schlitz reduziert, aus denen dann zwei ganz müde Augäpfel so­eben noch he­raus­schau­en. Als Vater hat man dann das Gefühl, dass man Dich am besten für die nächsten 30 Minuten an die Hand nimmt, damit Du überhaupt Dei­nen Weg nach Hause findest (oder wohin Du auch gerade gehst).
  
Danke, Gerd. Soso, ich löse also Beschützerinstinkte aus. Dann entspricht meine Ver­lo­ren­heit nach der Arbeit ja exakt der Genese der Berlinale-WG. Und das mit dem Sehen scheint schon beim Dolmetschen oft so ähnlich zu sein.

Dolmetscherin im Dunkel der Kabine, gestikuliert, Blick gesenkt
Dolmetscherin im Dunkel der Kabine, Blick gesenkt



















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Foto: Merci beaucoup à Pierre-Jérôme
Adjedj, Pidji Photography (aus der
französischen Botschaft).

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