Freitag, 2. Dezember 2016

Global language?

Hallo, hier bloggt eine Dol­met­sche­rin und Über­set­zer­in über den Berufsalltag. Mei­ne Ar­beits­­spra­chen sind Fran­zö­sisch (aktiv und passiv) und Englisch (nur pas­siv) ...

Stimmungsvoller Kongressort (in Brüssel)
Arbeitsgruppenphase im Rah­men einer europäischen Kon­fe­renz in einem perfekt aus­ge­stat­te­ten Kongress­zen­trum. Es werden drei po­ten­tiell drei­spra­chi­ge Ar­beits­­grup­pen mit Menschen aus diversen Ländern gebildet.

Die Veranstalter bieten dazu Ver­dol­met­schung an. Wir ha­ben dazu ein Experiment in Angriff genommen.

Die jeweils ca. 60 Zuschauer in den drei Räumen ähneln sich: Jung und alt sind bunt gemischt, diverse Herkünfte und Berufstätigkeiten, Eingeborene und Zu­ge­wan­der­te, Menschen von der Basis, Familienangehörige, Fachleute, keine Kohorte dominiert. Ein echtes Durch­schnitts­pu­bli­kum! Es geht um ein sozialpolitisches The­ma.

Zu Beginn werden die Dolmetschsituation kurz vorgestellt. Dann wird der Dol­metsch­be­darf abgefragt. Die Arbeitsgruppenthemen sind vergleichbar.

Die 1. Gruppe hört die Frage: "Wer spricht nicht ausreichend gut Englisch und braucht Verdol­metschung ins Franzö­sische und Deut­sche?"
Die 2. Gruppe hört: "Wer hätte gerne die Debatte gern ins Franzö­sische und Deut­sche gedolmetscht?"
3. Gruppe: "Wer möchte lieber Französisch und Deutsch hören, wir haben hier Dolmetscher." (Mit einer raum­greifenden Geste werden zwei daneben­stehende Dolmetscher präsentiert.)

Spannend waren die Antworten. Bei Gruppe eins hat sich kaum jemand gemeldet. Einzugestehen, dass man nicht gut genug die Weltsprache Englisch beherrscht, scheint für viele Menschen ein Anlaß zur Scham zu sein.

Die zweite Gruppe hat die meiner Meinung nach neutralste Frage gehört. Hier war der "Rücklauf" schon beachtlich.

Umwerfend war die Reaktion auf die dritte, positive Frage. Es gab sogar Vor­schuss­lor­beeren für die Kolleginnen in Form von Spontanapplaus.

Eine Stunde später: Beobachtung der Dis­kus­sions­si­tua­tion in den drei Räumen. In der offen mehr­spra­chi­gen Gruppe lässt sich die lebendigste Teilnahme beobachten, sowohl, was die Anzahl der Redebeträge, als auch, was die Vielfalt der Red­ne­rin­nen und Red­ner angeht. In den anderen Grup­pen ist die Teil­nah­me er­war­tungs­ge­mäß beachtlich bzw. reduziert.

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Foto: C.E. (ein anderes Event)

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