Montag, 26. September 2016

POV X: Genschman

Hello, bonjour, guten Tag! Hier hinterlässt eine Dolmetscherin ihre Rand­be­mer­kun­gen aus dem sprachbetonten Arbeitsalltag. Meine Arbeitssprachen sind Deutsch, Französisch (beides sehr aktiv) und Englisch (nur Ausgangssprache). Ich arbeite in Paris, Berlin, München, Marseille und überall dort, wo Sie mich brauchen.

Subjektive Einstellung (Dolmetscherin)
Freitag ging es um Wasserreinigung. Wie­der­holt habe ich Studiengruppen in Klär­wer­ke begleitet, habe vertieft mit Was­ser­wirt­schaft, Privatisierungen und Re­­kom­mu­na­li­sie­run­gen zu tun gehabt, habe Design-Studenten begleitet auf ihrer Su­che nach ebenso ökologischen wie äs­the­ti­schen Lö­sun­gen und bin aufgrund eines Einsatzes im Bereich Bioplastik schon seit vielen Jahren über die Gefahren in­for­miert, de­nen unsere Gewässer (und damit wir) im Plastikzeitalter ausgesetzt sind.

Die zahlreichen Einsätze zuvor waren so­mit alles Vorbereitungen für den Freitag, für den ich nur Vorwissen auffrischen und neue technische Details lernen musste.

Nach der Veranstaltung bedankt sich mein direkter Auftraggeber besonders herz­lich. Es sei schwer, heute Dolmetscher dieses Niveaus zu finden, denn immer mehr würden ja ärgerlicherweise auf Einfachenglisch abgehalten, jüngere Dolmetscher hätten oft gar nicht mehr die nötige Übung.

Ich nicke nur stumm und sage mir, dass offensichtlich manche Kunden ein sehr ge­nau­es Bild davon haben, was in unserer Branche los ist.

Mein Gegenüber, er kommt aus der Gas-, Wasser- ... Sch...sanitärbranche, hat sich jetzt ein wenig in Rage geredet. Er legt nach: "Das hat ja sogar schon unser frü­he­rer Au­ßen­mi­nis­ter gewusst, der Herr Genscher: 'In einer Fremdsprache sagt man das, was man sagen kann, und nicht das, was man sagen will!'"

Heute ist der europäische Tag der Sprachen! Den hat meiner Meinung nach dieser Unternehmer für mich am Freitag schon zu feiern angefangen. Es war mir ein Fest!

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Foto: C.E.

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