Samstag, 31. Oktober 2015

Sicherheitsrisiko Teller

Hello, bonjour, guten Tag! Hier bloggt eine Übersetzerin und Dolmetscherin. Zu Lebensmittelthemen wurde ich indirekt schon tätig: Ich arbeite immer wieder zu Fragen des Landbaus, der Bodenqualität und des Urban Gardening. Samstags folgt mein Link der Woche. 

Fungizide, Pestizide, biologisch, chemisch und hormonell wirksam
In Ställen und Ge­wächs­häu­sern sowie auf den Äckern der industriellen Nahrungsmittelindustrie wird immer schneller zur Spritze gegriffen, sei es, um Krankheiten zu ver­mei­den, Wachstum an­zu­re­gen oder um Unkräuter und Schädlinge zu ver­nich­ten.

Dabei kommen immer mehr Substanzen zum Einsatz mit mehr Wirkstoffen, als noch vor einigen Jahrzehnten. Über die Industrie, die das herstellt, hat unlängst "Plusminus" berichtet. Erschreckend, dass in den letzten Jahren die eingesetzt Men­gen nocheinmal erhöht worden sind. Allein 100.000 Tonnen Pestizide sollen es laut Landwirtschaftsministerium jedes Jahr in Deutschland auf deutsche Felder, Obst- und Gemüsepflanzungen und Weinberge aus. Laut Plusminus seien die Net­to­inlandsum­sätze allein im Bereich „Pflanzenschutzmittel“ binnen weniger Jahre um 30 % gestiegen, von 1,25 Mrd. € (2010) auf 1,6 Mrd. € (2014) (Quelle: In­dus­trie­ver­band Agrar).

Dabei weiß man gar nicht bis ins letzte Detail, wie diese Substanzen, von denen viel in den Lebensmitteln bleibt, wirken. Die Giftstoffe haben jeweils alle ihre Obergrenzen. Aber wer sich auch nur ein wenig an den Chemieunterricht aus Schulzeiten erinnert, weiß noch, dass viele Substanzen sich im Zusammenspiel nicht aufaddieren, sondern einander in der Wir­kung potenzieren oder andere Wir­kun­gen blockieren können. In Frankreich ist Parkinson als Be­rufs­krank­heit bei Landwirten inzwischen anerkannt. Wir erleben den größten Freilandversuch aller Zeiten, die Labormäuse dieser Cocktails sind wir Menschen.

Wenn ich für die Arbeit unterwegs bin oder die Küche Pause hat, esse ich auch in­dus­tri­ell hergestellte Nahrungsmittel. In den Tagen oder Wochen der Vor- und Nach­be­rei­tung kann ich besser steuern, was ich zu mir nehme. Mein heutiges Mit­tag­es­sen, regional und chemiefrei: Kartoffeln, Wildkräutersalat und Spiegelei aus der Region, dazu vom Gärtnereibetrieb eingelegtes Sauerkraut, mit säch­si­schen Äpfeln aus eigener Produktion veredelt (Danke, Heiner, fürs Schleppen!), mit Lein­öl aus dem Spreewald und zum Abschmecken Gemüsebrühe, Senfsaat und Kümmel aus dem Biosegment, da allein weiß ich nicht genau, wo’s herkommt. Han­dels­üb­li­chem Senf ist Zucker beigemischt (oder, schlimmer, künstliche Sü­ßungs­mit­tel), derlei vermeide ich.

Bei meiner Ernährung reduziere ich damit nicht nur Industrieprodukte, sondern auch Schadstoffe (in Wasser und Böden wird sicher noch einiges übrig bleiben). Außerdem ist das ganze kulinarisch einfach ein Unterschied. Wäre mir der Um­welt­kram egal, ich würde allein aus Genussgründen diese Art von regionaler, einfacher, aromatischer Küche wählen.

Meine Art zu würzen ist anders. Ich habe allein vier unterschiedliche Pfeffer in Ge­brauch und kaufe diverse Saaten wie Senf und Rucola, die entweder auf der hei­mi­schen Fensterbank zu Sprossen heranwachsen dürfen, oder aber ich werfe davon etwas als Gewürz zusammen mit grobem Salz in meinen Mörser, fertig ist die ei­ge­ne Mischung. Die feinen Aromen, die beim Zerkleinern freigesetzt werden, äthe­ri­sche Öle, landen im Salz oder vorab in der Nase. Wer sich sowas als Fertigmischung kauft, erhält nur abgestandenen Abklatsch.

Vokabelnotiz
Mein Wildkäutersalat besteht übrigens überwiegend aus dem, was die industrielle Landwirschaft als "Unkräuter" bezeichnet. Ein Unwort par excellence. "Beikräuter" höre ich als Begriff im Biolandbau.

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Film: das Erste.de / Plusminus: Fast
kein Obst und Gemüse ohne Chemie

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