Montag, 4. Mai 2015

Fragen

Hal­lo, bon­jour und gu­ten Tag! Was Dol­met­scher und Über­setzer so um­treibt in ihrem Be­rufs­all­tag, das können Sie hier nachverfolgen.

Frühling an Pariser Brandmauer
"SIE als Profi können wir uns nicht leisen!", sagte Doris H., als ich sie nach einem Einsatz am Rande der Berlinale auf den Sprachmittlerbedarf in dem Haus ansprach, für das sie zuständig war.
Der Gott der Schlagfertigkeit zeigte sich mir gnädig, so konnte ich mich antworten hören: "Und WIR haben noch nie mit­ein­an­der über Geld gesprochen!"

So viel Geistesgegenwart nach einem etwas mehr als einstündigen Dolmetsch­ein­satz — ich hatte gerade für einen französischen Regisseur ein Podiumsgespräch konsekutiv gedolmetscht — hat mich schon damals überrascht.

Aber offenbar fehlten mir, ich war noch ganz im schnellen Übertragungsmodus, einige Selbstzweifel und Intellektualisierungsversuche, die uns mitteleuropäisch geprägte Akademiker sonst bremsen. Um's kurz zu machen: Anschließend war ich acht Jahre für diesen Kunden, eine renommierte Institution, tä­tig. (Heute wird dort aus dem Französischen ins Englische verdolmetscht. Ja, wir befinden uns in Berlin. Es handelt sich um einen Tribut an die Zugewanderten.)

"Wir können uns keine Profis leisten!", sagt Christopher B. in T.; leider ist er in Süd­deutsch­land am Telefon, und ich sitze gerade in Berlin. Ohne direkte An­spra­che ist die Kommunikation nicht so einfach und meine Spontaneität weniger ge­schlif­fen. Ich lasse ihn wissen, dass ich seine Institution aus mehrjähriger Zu­sam­men­ar­beit gut kenne. Dann bekommt er ein schriftliches Angebot mit Referenzen zugesandt.

Fragen kostet wirklich nichts.

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Foto: C.E.

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