Donnerstag, 12. Dezember 2013

Gefahr durch Fleischkonsum

Hallo! Sie lesen im 1. Blog Deutschlands aus der Inneren der Dolmetscherkabine. Ich bin Französischdolmetscherin und -übersetzerin. An konferenzfreien Tagen lernen wir, bereiten Einsätze nach oder kümmern uns um Buchhaltung und Kon­takt­pfle­ge.

Es gibt Tage, die sind nicht leicht. Eigentlich wollte ich heute einen schillernden, schwebenden, schönen Rückblick auf die 13. Französische Filmwoche schreiben, die gestern in Berlin zuende gegangen ist. Stattdessen schreibe ich zwei Kon­do­lenz­brie­fe.

Einer dieser Briefe geht an die Adresse von Bekannten, die einen Sohn in meinem Alter verloren haben. Als der schwarzumrandete Umschlag bei mir eintraf, dachte ich erst, der Großvater der Familie sei gestorben, doch es stand ein völlig un­er­war­te­ter Name auf der Traueranzeige.

Französische Apotheke: Grünes KreuzVor einiger Zeit war ein an­de­res Familienmitglied in Berlin mit einer akuten Entzündung ins Krankenhaus eingeliefert worden, ich erinnere mich noch gut, dass erst das 3. An­ti­bi­o­ti­kum angeschlagen hat, ich verdolmetschte einige Ge­sprä­che mit Ärzten und Pfle­gern. Die Es­sens­ge­wohn­hei­ten des Patienten waren noch kein Thema.

Der Verstorbene musste sich wegen eines einfachen Sturzes von der Leiter in sei­nem eigenen Atelier in medizinische Behandlung begeben. Auf der Station wurde er dann plötzlich krank und von einem sehr aggressiven Virus befallen. Kein An­ti­bi­o­ti­kum hat angeschlagen.

Vorher war er bis auf die Folgen des Sturzes kerngesund gewesen, ein Mann wie ein Baum, sportlich-alpin. Die Familie zählt zu den regelmäßigen Fleischessern. Vielleicht ist das ein Hinweis.

Immer mehr Antibiotika werden in der Tiermast eingesetzt, auch ohne jegliches Symptom. Im europäischen Vergleich zähle Deutschland zu den Spitzenreitern im Einsatz von Antibiotika in den Ställen, 2012 seien mehr als 1600 Tonnen der Medikamente verabreicht worden, berichtete der Spiegel vor wenigen Wochen.

Das bleibt nicht ohne Folgen. Die medikamentöse Waffe stumpft im Kampf gegen baktierielle Krankheitserreger ab. Schätzungen zufolge sterben allein in der EU jedes Jahr 25.000 bis 100.000 Menschen an erworbenen Antibiotikaresistenzen. Ein Dossier dazu brachte vor kurzem der Deutschlandfunk.

Heute Abend, 19.30 Uhr, bringt Deutschlandradio Kultur in der Reihe "Zeitfragen" einen Beitrag über das Thema: "Tod aus dem Stall, wie Antibiotika aus der Tier­zucht den Menschen bedrohen". (Link folgt, sofern ich ihn auf der neu­ge­stal­te­ten Seite finde.)

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Foto: C.E. (Französische Apotheke, Archiv)

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