Mittwoch, 6. November 2013

Mundmuskelkater

Hal­lo beim Blog ei­ner Dol­met­scher­in und Über­setz­er­in! Hier können Sie mehr über unsere Arbeit erfahren. Derzeit kuriere ich mich von einem einwöchigen Einsatz aus.

Eine Schweizer Schauspielerin, die in Berlin lebt und perfekt Hochdeutsch spricht, berichtet immer wieder von Muskelkater im Mundbereich, wenn sie urlaubshalber in die Schweiz zurückkehrt

Sprechender Kopf vor Dolmetscherschaltpult und etwas, das wie ein Monitor aussieht, es ist aber die Berlinale-LeinwandWenn ich nach Marathoneinsätzen pro­be­hal­ber die Klappe aufreiße, spüre ich müde Muskeln. Es gibt dann einen Wi­der­stand, Trägheit, leicht ziehenden Schmerz. Überhaupt verfalle ich nach großsprecherischen Momenten (wie der letzten Woche) gerne ins Schweigen.

Wer mich kennt, weiß, dass das etwas Besonderes ist.

Ich neige sonst zur Gesprächigkeit; andersrum gesprochen: Ich habe das Glück, meine größte Schwäche zum Beruf gemacht zu haben.

Und ich lerne auch die Tugenden des bewussten Schweigens. Manche Abgründe habe ich in Gesprächen in letzter Zeit nur noch angedeutet, zum Beispiel, wenn man direkt auf die liebe Agenturkonkurrenz oder Platzhirsche angesprochen wird. Da sind knappe Worte mit anschließendem Schweigen wirksamer, wie ich neulich erfahren durfte. So soll es sein: Lifelong learning.

Aber das machen wir ja ohnehin ständig. Dolmetschen ist ein Beruf für Lern­jun­kies, die am liebsten stunden- und tagelang in der Studierstube sitzen. So gesehen ist die anschließende Gesprächigkeit nur Nachholen von nicht­ge­spro­chen­en Wör­tern. Oder das Schweigen nach Großeinsätzen. So, jetzt halte ich die Klappe, um den Muskelkater auszukurieren. Und lerne weiter. Nach dem Job ist vor dem Job.

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Foto: privat (Archiv/Berlinale)

2 Kommentare:

Alexander hat gesagt…

Interessant. Bei mir äußert sich die Müdigkeit eher im Halsbereich, wohl bei den Stimmbändern. Das passiert mir aber vor allem bei Vorlesemarathons für meine Kinder, eher selten beim Dolmetschen ;-) Dafür stelle ich oft fest, dass das Sprechen von Fremdsprachen (insb. Französisch...) die Mundmuskeln stärker belastet.

caro_berlin hat gesagt…

Ja, beim Sprechen der französischen Sprache werden ganz andere Muskeln beansprucht. Und da wir ja bilateral dolmetschen, war hier Französisch die Hauptsprache ... fünf lange Tage lang. Mit dem Hals habe ich zum Glück Frieden geschlossen. Nur die trockene Klimaanlagenluft nervt immer wieder. Aber auch dagegen gibt's Trick.

Gruß nach Brüssel!
C.

P.S.: Auf Deinem Blog funktionieren die Holly Behl-Links nicht.