Freitag, 7. Juni 2013

Großraumbüro

Will­kom­men auf den Blog­sei­ten ei­ner Sprach­ar­bei­ter­in. Hier den­ke ich da­rü­ber nach, was wir als Kon­fe­renz­dol­met­scher und Über­setzer so machen, na­tür­lich stets un­ter Wah­rung dienst­li­cher Geheimnisse. Heute: Blick auf den Schreibtisch.

Mehrere "Waben" eines Großraumbüros, mit Trennwänden voneinander "isoliert".
So sieht mein Schreibtisch ge­rade aus, oder zumdindest ein Teil davon: probesitzen im Großraumbüro eines Ver­lags­hau­ses. Dabei stellt sich mir die Frage, wie ich morgen ar­beiten will. Einer meiner Rah­men­vertragskunden, seit acht Monaten bin ich für ihn tätig, hat derzeit einen ungenutzten Schreibtisch, den ich immer mal wieder nutzen darf.

Mein Berufsleben außerhalb von Kabine, Botschaft, Sitzungssaal, Behörde, Filmset, Theater, Kino, Seminar usw. fühlt sich damit anders an. Ich habe jetzt hier Kol­le­gin­nen und Kollegen, die ich sehr viel öfter sehen kann als die verschiedenen Ko-Ka­binen. Im Gegenzug darf ich meine Büromitmenschen mit frischen Infos aus frankophonen Landen versorgen, ab und zu mit halbem Ohr hinhören und Be­wer­bungs­ge­spräche im Auftrag des Kunden inzwischen im Alleingang führen.

Was ich weiß: Für höchst kreative Arbeiten, also Drehbuchübersetzungen sowie ei­ge­nes Schreiben (im Sommer das 2. Buch fertig), ist ein Großraumbüro nichts. Für alles andere, Recherchen, Radiosendungen abhören zum Einhören auf Sprechende, Vokabelrecherchen, Lernen, Verwaltungsarbeit usw. ist der Anschluss an einen "nor­malen" Büroalltag positiv. Als Erstgeborene einer kinderreichen Familie mag ich ein gewisses "Grundrauschen" sehr, kann mich kurz unterbrechen und finde anschließend schnell wieder in meine Aufgaben rein.

Derzeit erwäge ich sogar, mir für ab dem Herbst eine halbe Stelle zu suchen, das ist sicher eine Reaktion auf stets klamme bis pleitegehende Film- und Fern­seh­be­trie­be, in der Branche habe ich traditionell viele Kunden, aber vor allem, weil es mir über­rasch­end gut gefällt, Arbeitsalltag mit Kollegen über längere Zeiträume mit­zu­er­le­ben. (Angebote werden freundlich entgegengenommen.)

Auf dem Schreibtisch: Letzte Interviewterminplanungen eines deutsch-fran­zö­si­schen Dokumentarfilmdrehs, den Dolmetscheinsatz vom Wochenanfang nach­be­reiten, eine Vertragsübersetzung kalkulieren, diverse Rechnungen, eine Dreh­buch­übersetzung gegenlesen (Kurzfilm, pro bono-Projekt).

______________________________   
Foto: C.E.

Keine Kommentare: