Samstag, 13. August 2011

13. August

Hier bloggt eine Über­set­zerin und Dol­met­scher­in. Als Kind schon habe ich be­gon­nen, bei Spra­che ge­nau hin­zu­hö­ren. Wie das kam, erzähle ich jetzt.

Heute ein besonderer Link. Als Westkind mit Ostwurzeln war ich immer überall falsch, nur in Frankreich fühlte ich mich richtig. Was sicher auch am Maueralbum von Daniel Balavoine lag, das meine Freundin Annette K. besaß und das wir mir überspielten. Hier fand der Schmerz, den ich als Nachgeborene über das geteilte Deutschland empfand, seinen lyrischen Ausdruck. Mit ihm war ich in meiner Ge­ne­ra­tion nahezu allein, wurde sogar verlacht oder bekam Applaus von der falschen Sei­te. Als ich dann nach dem Abi in Frankreich ankam, wollte ich, außer mit der Familie, kein Deutsch mehr sprechen.

Hier zur Musik von Balavoine. Die Geschichte von Simon und Gunther, zweier Brü­der, ist die Geschichte meines Onkels und meines Vaters, die Teilung einer Fa­mi­lie war auch meine. Ich selbst bin einer der wenigen echten Wossi.



Kurz, bevor die Mauer aufging, fotografierte ich sie noch. Ich hatte mich Sep­tem­ber 1989 mit meinem Vater, der in Westdeutschland wohnte, zum Spa­zier­gang ver­ab­redet, musste aber nochmal schnell zum Sender Freies Berlin, etwas ein­spre­chen. (Ich war damals als Studentin dabei, nach einem Praktikum Jour­na­lis­tin zu werden.) Die Verabredung war denkbar einfach: Immer an der Wand lang. Er star­tete am Mariannenplatz, ich ging ihm ab Checkpoint Charly entgegen. Wir tra­fen uns sehr bald und er erzählte mir vom 13. August 1961. Diesen Tag hatte er in Berlin verbracht, er im Westen, sein Bruder im Osten.


Wir wussten nicht, dass es die letzte Gelegenheit sein sollte, vor Ort diese Er­in­ne­run­gen auszutauschen. Wenige Wochen nach unserem Spaziergang vom September 1989 bin ich wieder aus Paris nach Berlin gereist, kurz vor einem ganz anderen Er­eig­nis.

Und hier noch ein beeindruckendes Zeugnis eines anderen Mauerkindes. Silke Stuck wuchs buchstäblich im Schatten der Mauer auf und verstand das Drama erst später.

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Foto: C.E.

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