Freitag, 8. Oktober 2010

Berufs(ver)kleidung

Mehrsprachig, im gediegenen Anzug oder Kostüm, weiße Bluse und mit schickem Halstuch, immer freundlich und vor allem weiblich: so müssen Stewardessen aussehen, vor allem in den Augen nicht mehr ganz so junger und vor allem männlicher Zeitgenossen. So laufen indes auch viele Dolmetscher rum, die in ihrer überwiegenden Mehrzahl dann eben doch Frauen sind.

Als ich mit dem Beruf angefangen habe, hörte ich das "Stewardess?" öfter. Sabine, eine Freundin aus Studententagen, meinte, das würde sich mit zunehmendem Lebensalter verspielen. Modischer Schnickschnack im Outfit passt jedenfalls nicht so recht zum Beruf, das würde von sprachlichen Inhalten ablenken, befand auch sie. Andere resümieren meinen Aufzug wohlwollender, "klassische Eleganz" sagte unlängst Rosemarie aus Marseille dazu.

Verspielt hat sich der obengenannte Eindruck indes leider nicht. Gestern, ich holte gerade den weltbesten Patensohn aus dem Hort ab, kehrten wir wie so oft zur Stunde des goûter (Zwischenmahlzeit nach der Schule) bei Domenico ein, dem italienischen Bäcker an der Ecke, der die halbe Schule versorgt - und auch uns seit über einem Jahr. Wir kamen auf die Herbstferien zu sprechen, erzählten, dass wir nach Frankreich reisen werden, der kleine Mann berichtete strahlend vom Schlafwagenabteil mit eigenem Badezimmer.

Domenico, ein Mann in den besten Jahren und mit viel Lebenserfahrung gesegnet, schüttelte den Kopf. "Ich dachte, sie fliegen!", meinte er. Auf meine Frage, wie er denn darauf käme, sagte er: "Na, sie kriegen doch Prozente - als Stewardess!"

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Illustration: Kinowerbung aus den Zwanziger (?)
Jahren, vom Flohmarkt, leider undatiert

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