Donnerstag, 12. August 2010

Glück

Was ist Glück? Ein großes Thema, zu groß für einen Freitag im August.

Was ist das Gegenteil von Glück? Für manche meiner Dolmetscherkunden mag es gemein erscheinen, dass ich mich, wenn ich zum Beispiel Delegationsreisen begleite, spätestens um 23.00 Uhr zurückziehe, um vor Mitternacht zu schlafen. Sie persönlich empfänden die Verkürzung des 'gemütlichen Teils' als Verlust, und meine Ich-muss-leider-draußen-bleiben-Haltung in Sachen verrauchter, lauter Örtlichkeiten stelle ich hier ja auch gerne als eine Art Kasteiung vor. Ich zöge mich zurück, sagte mal einer, wie er es sonst nur von einer Opernsängerin kenne.

Frank aber, mit dem ich neulich aus Nizza nach Berlin geflogen bin, Regieassistent seines Zeichens, drehte die Sache sehr klug um: "Auf was für einem Dope bist du denn, dass du diese anderen Drogen alle nicht brauchst?" Ich bin vermutlich auf Endorphinen, körpereigenen Hormonen, die auch als "natürliches Opium" bezeichnet werden, wenn ich in der Arbeit so ganz aufgehe. Wenn ich im Flow bin, selbstvergessen, mich gibt's jetzt nur als Stimme und Sprache, meinen Körper empfinde ich als gut trainiertes Instrument, während ich mich in andere Sprecher hineinversetze, sie in der anderen Sprache verkörpere. Dieses Glück habe ich als Teenager nur auf der Bühne des Schultheaters erlebt.

Jetzt sind Ferien! Wir sind unterwegs und erholen uns. Wir sind also nicht
... sondern wir wissen, warum wir genussvoll die Seele baumeln lassen.

Glück ist DAS Erfolgsrezept im Leben. Ich muss an Chabrol denken, sein Rezept scheint das Glücklichsein zu sein. Wohl dem, der glücklich sein kann - und zugleich bewusst als Mensch des 21. Jahrhunderts lebt, die Augen nicht verschließt vor Not und Ungemach von gestern und heute ... und der aus seiner im Glück geborenen eigenen Stärke das eigene Schärflein dazu beitragen kann, auf dass es um ihn herum etwas freundlicher zugehen möge. Bei mir schließt das Spenden für karitative Zwecke und kostenlose Übersetzer- und Dolmetscheinsätze für NGOs mit ein.

Und da das schönste am Urlaub die Vorfreude sei, wie der deutsche Depeschendienst zu Jahresanfang Forschungsergebnisse der niederländischen Universität Tilburg zusammenfasste, kann ich sagen, dass ich mich auch immer auf den nächsten Urlaub freue, besonders dann, wenn ich arbeite. Und während des Urlaubs freue ich mich auf die Arbeit. Ich Glückliche!

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Foto: Auf dem Designmarkt am Berliner
Maybachufer.

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