Mittwoch, 10. September 2008

Kollateralschäden

Gerne sehe ich ab und zu bei meiner Nachbarin fern, denn privat habe ich keine Glotze mehr. Die Nachbarin ist hochgradig frankophil, weshalb wir gerne französische Filme sehen. Nein, nicht auf Arte, hier kommen die meisten Filme zwar Mono-Ton auf beiden Stereospuren, aber oft ist auf ihnen ein- und dasselbe zu hören: Lästiger deutscher Synchronton.

Nein, wir sehen einen anderen Sender, der dankenswerterweise viele französische Filme untertitelt anbietet, so dass jede von uns auf ihre Kosten kommt. Nur mit der Webseite hat es dieser Sender nicht so, den ich aus Gründen der Höflichkeit jetzt mal nicht namentlich erwähne. Immerhin bietet er auch eine deutschsprachige Fassung seiner Seite an - oder besser gesagt in Teilen. Vieles, was für die deutschen Leser übersetzt wurde, klingt denn auch übersetzt, oder aber es fehlen der Übersetzerin/dem Übersetzer die richtigen Worte.

Beispiel: "Für Margot und Victor läuft alles am besten in der besten aller Welten", das ist fast wörtlich "pour Margot et Victor, tout va pour le mieux dans le meilleur des mondes" und raschelt einfach nur nach Papier. Weiter: "Sie (...) spinnen die perfekte Liebe." - " ils filent le parfait amour" verstehen deutsche Leser nur durch den Kontext. Die beiden arbeiten in ein- und derselben Firma, einer von ihnen klettert die Karriereleiter hoch und "im Leben vereint, findet sich das Paar trotz ihm plötzlich in einem harten Wettbewerb". "Trotz ihm", das ist malgré lui, ohne, dass es geplant wäre, ohne eigenes Zutun.
Und die Filmankündigung endet mit: "Bienvenue dans un monde impitoyable : celui du travail et de ses dommages collatéraux... ", anfangs ordentlich übersetzt mit "Willkommen in einer unbarmherzigen Welt", gefolgt von "in der Welt der Arbeit und ihrer Nebeneffekte..." Woraus ich schließe, dass die Übersetzerin/der Übersetzer nicht in Deutschland lebt oder lange nicht gelebt hat, denn Kollateralschäden sind einfach mal auch auf Deutsch Kollateralschäden.

Merke: Übersetzungen dürfen nicht nach Übersetzungen klingen, daher der Ausdruck: "es raschelt nach Papier" für "das ist keine gesprochene, sondern (bestenfalls) geschriebene Sprache". Die Franzosen sagen dazu übrigens: "ça sonne téléphoné", in etwa: 'das klingt telefoniert, wie per Telefon durchgegeben'.
Den beschriebenen Film werden wir uns morgen trotzdem ansehen. Es spielt Scali Delpeyrat mit, den ich 2006 bei einem tunesischen Fernsehfilmfestival gedolmetscht habe.

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