Dienstag, 17. Januar 2017

Jahresückblick

Hallo! Sie haben die Seiten eines Berliner Blogs angesteuert (oder die Postings abonniert). Hier schreibt eine Dolmetscherin ... über Sprachen und Arbeits­all­tag. Wir Simultandolmetscher arbeiten auf Konferenzen, aber nicht nur. Rückblick auf 2016.

Bräutigam neben Bräutigam
Im Standesamt Neukölln
Der lustigste Einsatz. Vor dem Hoch­zeits­zim­mer dominiert Schwarz, eine mus­li­mi­sche Hoch­zeits­ge­sell­schaft geht als erste rein. Ich warte, dann kommt der Bräu­ti­gam des nächsten Termins, dann fröhliche Menschen in Regen­bo­gen­farben, dann noch ein Bräutigam. Spä­ter begegnen die Gästegruppen ein­an­der auf dem Flur. 

Der emotionalste Einsatz. Die Mutter eines Frühchens bei der OP-Besprechung zur Öso­pha­gus­­atresie: Die Liste mög­li­cher Folgeschäden, routinierte Ärzte, weinende Mutter. Ich dolmetsche, jongliere die Wör­ter­liste auf den Knien, reiche Ta­schen­tü­cher an, halte am Ende die Hand.

Der vertrauteste Einsatz. Im Kino nach dem Film. Das Publikumsgespräch mit Re­gis­seur ist intensiv. Am Ende die Zu­schaue­rin: "Praktisch, dass Sie Ihrem Mann mit der Sprache so gut helfen kön­nen!" Dabei hatte ich den Regisseur eben erst im Kino­foyer kennengelernt.
 
Der traurigste Einsatz. Dolmet­schen einer Trauerrede. Es regnet, die Trau­er­ge­mein­de besteht fast nur aus Alten. Die kleinen En­kel­chen der Verstor­benen sind völlig ent­spannt: "Tschüss Oma, gute Reise!" Ein Kind wirft Selbstgemaltes in die Grube.

Der intensivste Einsatz. Die zahl­reichen Klausur­tagungen nach dem Trump-Wahl­schock. Derlei findet gerne am Wochenende statt, wir kurven quer durch Europa, der November wird zu einem einzigen, langen Ein­satz (Grippeinfallstor).

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Foto: C.E.

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