Montag, 13. Juni 2016

Schalttag

Hallo, hier bloggt eine Dol­met­scher­in und Über­set­zer­in ohne Mar­ke­ting­schnick­schnack, Ge­schmacks­ver­stär­ker und Klein­ge­druck­tes.

Müde und glück­li­che Rück­kehr von einer Kon­fe­renz, die ges­tern, Sonn­tag, um kurz nach eins zu­ Ende ging. Solche Kon­fe­ren­zen mögen wir: Einen Abend, einen (lan­gen) Tag plus einen kom­pak­ten Vor­mit­tag, danach ste­hen wir rich­tig gut im Stoff. Umge­kehrt sind man­che Ver­an­stal­tungen, bei denen an einem lan­gen Tag mit ver­kürz­ten Vor­trä­gen so viele The­men ge­streift werden, wie früher an zwei Tagen vor­ge­kom­men wären, eher frus­trie­rend: Kaum ist man "drin", ist die Sa­che schon wie­der vor­bei.

Haus mit Dachgauben, die wie Augen aussehen.
Wilde Tiere sehen Dich an
Nach dem Kon­gress­ende gab es eine ge­mein­sa­me Mahl­zeit, dann ging's ins Mu­­se­um für an­ge­wand­te Kunst, dort un­ter an­de­rem DDR-Kaf­fee­kan­nen se­hen, die zu­hau­se sel­bst in Ge­brauch sind, an­­schlie­­ßend Abend­­es­­sen mit Leip­­zi­­ger Freun­den, dann nach Berl­in fah­ren (las­­sen und da­bei schla­­­fen).
Tags drauf bin ich "im Mus", da ist mit mir nichts los.

Ich schaf­fe es nicht ein­mal, die ganze Post durchzusehen, die sich in der Kon­gress­rei­se­saison an­ge­sam­melt hat (ich war länger weg).

Ich fordere mir auch nicht viel ab an sol­chen Tagen. Muss es auch nicht. Ich habe leichte Wort­fin­dungs­stö­run­gen, ganze Fetzen von Reden der letzten Tage werden aus dem Un­ter­be­wusst­sein hochgespült, vie­les neh­me ich ab­stra­hiert wahr, an­­sons­­ten erlebe ich das, was mir beim Me­di­tie­ren immer nur kurz gelingt: Frei von Ge­dan­ken zu sein, nur zu exis­tieren, außer dem Atem, der kühler ge­wor­den­en Luft und dem Parfum der Lin­den­blü­ten in der Luft nichts wahr­zu­neh­men.

Daher lege ich eine Art Schalt­tag ein, ei­nen kom­pak­ten Pau­sen­tag zu Wo­chen­be­ginn, sitze im Café, är­gere mich über Leute, die Un­sinn reden, setze mich weg, genieße ent­spann­te­re Zeit­ge­nossen und leckere Mahl­zei­ten aus ein­fa­chen, ge­sun­den Zutaten.

Wieso ich ganz oben das Wort "Ge­schmacks­ver­stärker" eingebaut habe? Ganz ein­fach, ich habe gerade ex­haus­teur de goût ge­lernt und musste das Wort drin­gend mal wie­der­holen. So fun­ktio­nieren unsere Ge­hir­ne und so lernt es sich am leich­tes­ten, selbst an Pau­sen­ta­gen, das ist mir in Fleisch und Blut über­ge­gan­gen.

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Foto: C.E.

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