Mittwoch, 27. Mai 2015

Merci beaucoup XIV

Bien­­ve­­nue und will­­­kom­­­men! Sie le­­sen hier No­­ti­­zen aus dem Sprach­mitt­­ler­­be­­rufs­­all­­tag. Als Dol­­met­­scherin und Über­setzerin ar­bei­te ich in Paris, Berlin, Toulouse, Köln und überall dort, wo ich gebraucht werde.

Wörterbücher, Vokabellisten, Lernkarteien und Fachliteratur
Feedback von einer Über­set­zungs­kun­din: "Vielen Dank für diese sehr gute, schnelle und verlässliche Arbeit!!"

Es ging um ein Drehbuch, das in der Zeit spielt, in der mein Vater ein Kind war.

Sowas freut ganz ungemein, das wollte ich unbedingt schnell teilen.


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Foto: C.E. (Archiv)

Montag, 25. Mai 2015

Alltag einer Übersetzerin

Hallo! Sie haben ein digitales Logbuch aus der Welt der Sprachen angesteuert. Hier schreibe ich über meinen Berufsalltag als Dolmetscherin und Übersetzerin für die französische Sprache ... und wie er das Privatleben beeinflusst.

Frühstückstasse
Küchenszene
Die Übersetzerin wacht in Bettwäsche auf, die mit französischen Wörtern be­druckt ist. Sie steht auf. Der Dusch­vor­hang in Ihrem Bad lässt auf Englisch kei­nen Zweifel da­ran, wo sie sich befindet. In der Küche ruft ihr die Tasse in meh­re­ren Sprachen "Guten Morgen" zu. Nach der Schreibtischarbeit gibt es eine Buch­sta­ben­sup­pe, zum Tee wird "Russisch Brot" kredenzt. Abends spielt sie mit ihrer Fa­mi­lie Scrabble. Vor dem Schlafengehen löst sie noch rasch ein Kreuzworträtsel. So oder so ähnlich  ...




Duschvorhang: Shower, bathtime, clean, soap, water, bathroom, bubbles ...
Gab's nur auf Englisch
Das erinnert mich an ein Fundstück im Netz von vor einiger Zeit und daran, dass ich letztens dabei ertappt worden bin, wie ich ein Interview zum Thema Afrika und Ent­ko­lo­niali­sie­rung beim Wä­sche­auf­hän­gen si­mul­tan verdolmetscht habe: "Alltag eines Dolmetschers".







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Fotos: C.E.

Sonntag, 24. Mai 2015

Berliner Karneval

Bonjour, guten Tag. Ganz gleich, ob ich in Paris oder Berlin bin, Sie können mich auch kurzfristig für Einsätze anfragen, denn ich bin Teil eines Netzwerks aus qua­li­fi­zier­ten Freiberuflern. Derzeit bereite ich mich auf eine Kon­fe­renz und eine Drehreise vor. Terminanfragen erreichen mich am besten per Mail und per Mo­bil­te­le­fon.

Berlin ist nicht gerade für seinen Karneval bekannt, zumindest nicht für den "ech­ten", der ja noch im Winter liegt und der traditionell das Osterfest vorbereitet. Zu Pfingsten ist in der deutschen Hauptstadt die Wahrscheinlichkeit relativ hoch, dass es warm wird, so dass seit 1995 jedes Jahr zu Pfingsten etliche Einwohner der Stadt an diesem Wochenende die Vielfalt der Bevölkerungsgruppen mit dem "Kar­ne­val der Kulturen" feiern.

Gesehen am Südstern
Bunte Umzüge mit über 5000 Teilnehmern aus fast allen Erdteilen, Konzerte, Fest­platz, überall Partystimmung: Wenn das Wetter stimmt, wäh­nen sich die Berliner in Rio. Die junge Muslima, die ich gestern unter den Zu­schau­ern gesehen habe, of­fen­bar auch!
Das ist mein heutiges Sonn­tagsbild, über das ich mich besonders freue!

Nachbemerkung: Für einen semidokumentarischen Spielfilm, der leider nicht ge­dreht wurde und für den ich übersetzen und recherchieren durfte, habe ich 2004 einen Sozialarbeiter aus Kreuzberg länger befragt. Es ging indirekt um Fragen der multikulturellen Gesellschaft. Er nannte das Jahr 1981 als den Zeitpunkt, seit dem hier immer öfter Frauen und Mädchen mit muslimischem Hintergrund Kopftücher tra­gen.

Weitere Bilder: "Hände" und "motzig".


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Fotos: C.E. (zum Vergrößern anklicken)

Freitag, 22. Mai 2015

Mind Maps

Hallo! Sie lesen hier im Arbeitstagebuch einer Dolmetscherin und Übersetzerin für die französische Sprache, die in den Bereichen Politik, Wirtschaft, Kultur und Bil­dung tätig ist. Heute spreche ich recht offen über eine schwierige Dol­metsch­si­tua­ti­on. Da der Redner sehr offen damit umgegangen ist, nenne ich hier den Ort des Geschehens, der ein Lernort ist: das Info-Café des deutsch-französisches Ju­gend­werks.

"Der Redner meinte es also doch ernst", denke ich erschrocken, als er nach der Be­grü­ßung durch den Hausherren anfängt zu sprechen.

Einleitende Worte von Dr. Markus Ingenlath (DFJW, Berlin)
Dass ich eigentlich schon in den ersten Minuten in­ter­ve­nie­ren und um ein ge­mä­ßig­te­res Tempo bitten müsste, gibt mir ein ungutes Gefühl. Dass ich allein mit dem Flüs­ter­mi­kro­phon am Saalrand stehe, ein Dutzend Zuhörer haben sich die dazugehörigen Kopf­hörer geben lassen, macht die Sache nicht erfreulicher.
Wir Dolmetscher bitten üb­ri­gens selten um Mäßigung.

Verbale Ge­wehr­sal­ven­feu­er­er ermüden uns schneller als normale Redner, also wechseln wir uns häu­fi­ger ab, wenn es sein muss, alle zehn Minuten. Die zweite Kraft in der Kabine schreibt immer wesentliche In­for­ma­tionen auf, Jahreszahlen, Daten, Orts- und Eigennamen, so lassen sich auch Sorgenkinder verarzten. Aber hier ... siehe oben.

Schon bei der Vorstellung hatte ich dem Vortragenden erklärt, mich notfalls gut sichtbar in seine Sichtachse zu setzen, in der ersten Reihe ist ein Platz für mich reserviert, damit ich ihn durch meine Präsenz an ein gemäßigtes Sprechtempo erinnern kann. Darauf hat der gute Mann nur gelächelt gemeint, alle Dol­met­scher würden ihn hassen, er lege stets TVG-Geschwindigkeit vor und stelle nie Notizen zur Vorbereitung zur Verfügung, da er frei spreche.

Irgendwie war da noch ein Augenzwinkern dabei. Das sich dann leider als Irrtum herausstellte. Die einleitenden Worte habe ich noch von der Seite her ver­dol­metscht, kurz darauf sitze ich dann wirklich in der ersten Reihe, direkt vor ihm. Mehr Sichtachse und lebendes Dol­met­scher­mahn­mal geht nicht.

Leider ganz ohne Reaktion ... So fällt bei meiner Verdolmetschung jeder vierte oder fünfte Satz weg, manchmal muss ich auch Teile zusammenfassen, denn die Sprechweise des Herren begreife ich zum Glück schnell: Er liefert seine These, gibt Beispiele, ordnet ein, grenzt ab, wobei leider mancher Autoren- und Ortsname un­ter den Tisch fällt, besser gesagt, ich nur das in die andere Sprache bringen kann, was ich kenne oder zu dem ich aus Gründen der Grammatik nah genug am O-Ton dran bin, dann klappt es mit der Übertragung; was allerdings durch die Zeit­ver­zö­ger­ung, die beim Dolmetschen oft entsteht, zu weit ins Hintertreffen gerät, muss leider wegfallen.

(Mehr als eine rhetorische Frage: Woran erinnern Sie sich jetzt noch bei die­sem langen Satz? An den Satzanfang? Zum Glück stand das Verb nicht erst am Satzende. Aber so hellwach, wie Sie gerade beim Lesen des Bandwurmsatzes sein mussten, so hellwach müssen wir Dolmetscher die ganze Zeit sein.)

Der Redner spricht mit einer gewissen Redundanz; er wiederholt schleifenartig frühere Thesen und Einordnungen, baut Überleitungen, gibt gelegentlich einen Überblick. Das hilft mir sehr, es beruhigt mich auch, so dass ich das Gefühl be­kom­me, eine ordentliche deutsche Fassung abzuliefern.

Trotzdem bleibt ein wenig Unzufriedenheit übrig. Gegen Ende des zweiten Drittels em­pfin­de ich seine Gedanken als nicht so glasklar wie eingangs, da gerate ich ins Schlingern, bin mir zwei oder drei Mal unsicher, ob ich ein passendes Satzende er­wischt habe. Oder ist es einfach nur die Ermüdung nach 30 Minuten? Hier fehlt mir plötzlich die "Hinterbandkontrolle", das Mithören des eigenen Outputs und, wenn nötig, das Korrigieren. Am Ende gibt es noch Fragen und Antworten, endlich nimmt das Tempo ab ... Nach einer Stunde ist die Prüfung vorbei, als die mir mein Beruf einmal mehr vorgekommen ist.

Ein verdolmetschter Vortrag ist immer Teamarbeit, in der Kabine, wenn es eine gibt, und zwischen Redner- und Sprachmittler. Freundlich und bestimmt versuche ich, mit dem Redner anschließend ins Gespräch zu kommen. Was ich sage, scheint er zu kennen. Was er sagt, klingt auch bekannt. Er entwickle seine Texte oft sprechend, und probiere gewisse Ideen und Argumentationen so lange aus, bis sie reif zur Niederschrift seien. Das habe ich erst vor kurzem in Schwerin mit einer eigenen Textentwicklung so erlebt, das klingt vertraut.

Redner, Dolmetscherin und Gäste haben den Ort der Veranstaltung längst ver­las­sen, da fällt mir eine gute Lösung ein, die ich meinem Redner mitteilen werde. Wie wäre es, wenn er Mind Maps von seinen Themen zeichnen würde? (Und diese dem jeweiligen Sprachmittler vorab zur Verfügung stellen würde?)

"Gedankenlandkarte"
Die Kernthese in der Mitte, die vier Unterthesen links, jeweils mit Verästelungen für Belege, Orts- und Eigen­namen, Buchtitel und Jahr der Veröffentlichung, die Veränderung der Situation durch die Zeit rechts, als Spie­ge­lung der linken Seite, und unten Kon­se­quen­zen und Aus­blick ... oder aber die verschiedenen Epochen im Uhrzeigersinn um die Fra­ge­stel­lung herum angeordnet.

Da ist vieles denkbar, wobei sich die jeweilige Logik durch eine Legende rasch vermitteln lässt.

Mit einer solchen Grafik weiß unsereiner, wo sich der Redner jeweils befindet, wel­chen Punkt er beschreibt, kann Namen und Zahlen ablesen und weiß auch, auf wel­che Generalthese der Vortrag zusteuert. Mit einem solchen Dokument wird das Tempo zwar nicht weniger schnell, aber es stört dann nicht mehr so sehr, wenn es darum geht, sich auf das wesentliche zu konzentrieren.


P.S.: Zusammen mit einem Fachmann in Sachen richtiges Atmen biete ich auch Rednerschulungen an.
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Illustrationen: WikiCommons und C.E.

Donnerstag, 21. Mai 2015

Stylist

Bien­ve­nue ! Wie schön, dass Sie auf den Sei­ten meines Blogs ge­lan­det sind. Hier schrei­be ich, wie der Sprach­be­ruf, ich bin Dol­met­scherin und Über­setzerin, den All­tag verändert. Ich kann mir nicht einmal die Haare schneiden lassen, ohne dass das Dolmetscherhirn rödelt.

Hauptsache das Ergebnis ist gut
Neulich war ich mal wieder beim Frisör. Beim Frisör oder Friseur? Als Fran­zö­sisch­dol­met­scherin müsste ich eigentlich zum Friseur gehen, das sieht doch viel fran­zö­si­scher aus! Allerdings lachen Franzosen über dieses Wort, das ein 'falscher Freund' ist. Auf der anderen Seite des Rheins heißt der Haarmetzger coiffeur. Und friser quel­qu'un heißt, jemandem Locken zu dre­hen, la coiffe ist die Kopf­be­deckung, der Kopf­putz, die Hau­be oder das Deckblech.

Logisch, oder?

Offensichtlich haben da mehrere Ver­schie­bun­gen stattgefunden, nicht nur in Deutsch­land.

Und nein, ich war nicht beim Frisör, auch nicht beim Friseur oder Coiffeur und schon gar nicht im Frisiersalon. So habe ich ich neulich einen Filmort ein wenig altertümlich übersetzt, denn der Film, dessen Drehbuch ich in der Mache hatte, spielt in der Zeit, in der mein Vater ein Kind war.

Unisex-Karte beim Haarschneider für Damen
Ich war beim Hairteam und wurde betreut von einer Stylistin. So ist das heute!
 
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Fotos: C.E. (z.T. Archiv)

Montag, 18. Mai 2015

Selling script

Hallo und guten Tag! Hier bloggt eine Übersetzerin und Dolmetscherin für die französische Sprache.

Bild: Sekretär mit Schreibuntensilien
          Arbeitsruhe im Kontor       
Letzte Woche war es hier sehr still. Zwischen Schwerin und Berlin, Cannes und Paris und vielen Gegenden des von den Nazis nicht besetzten Frankreich habe ich mich reell und virtuell fortbewegt.
Ich schleife noch eine Dreh­buch­übersetzung. So ein "Verkaufsdrehbuch" (alle sprechen von selling script) muss sich zunächst flüssig lesen lassen.

Dann muss es Spaß machen und den Filmförderentscheidern die Vorfreude so groß werden lassen, dass sie Geld dafür geben. Daher dürfen Dialoge nicht rascheln, sondern müssen "mit den Ohren" geschrieben sein. Das habe ich einst im Hörfunk gelernt, mein erster Beruf war Radiojournalistin. Die Regieanweisungen müssen pragmatisch sein, das ist der Teil, der unter dem Namen der Figur in Klammern steht, und alles Beschreibende muss starke Bilder evozieren und darf durchaus literarische Qualitäten haben.

Gerade reise ich wie gesagt zum Quadrat, denn ich reise durch Raum und Zeit. Kurzfristige Entscheidungen haben zu einer Terminkollision geführt, und ich habe mir für einen langjährigen Lieb­lings­kun­den gerne Zeit freigeschaufelt. Ich bin sprach­lich auch in das Jahrzehnt gereist, in dem mein Vater ein Kind war. Habe ich schon gesagt, dass ich diese Aspekte des Be­rufs­all­tags, das völlige Eintauchen in andere Le­bens­ge­schich­ten und Sprachen, über alles liebe?

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Foto: C.E. (Archiv)

Dienstag, 12. Mai 2015

In Arbeit

Will­kom­men auf den Blog­sei­ten ei­ner Sprach­ar­bei­ter­in. Hier den­ke ich da­rü­ber nach, was wir als Kon­fe­renz­dol­met­scher und Über­setzer so machen, na­tür­lich stets un­ter Wah­rung dienst­li­cher Geheimnisse. Heute: Blick auf den Schreibtisch.

Subjektive Einstellung: Blick der Dolmetscherin
Letzte Woche Schwerin, jetzt Berlin, bald steht wieder Frank­reich an, im Flur steht weiterhin der Koffer. Aber ich sitze und arbeite an:
  • Afrikas Reichtum
  • Paris unter deutscher Besatzung (Übersetzung gedrehten Materials für einen Dokumentarfilm und Dreh­buch­über­set­zung)
  • Familienstandssachen (Dolmetschtermin)
  • Nachbereitung Filmkunstfest Schwerin (Kontaktpflege, Vo­ka­bel­da­ten­bank, Notizen auswerten)
  • Vorbereitung der Schriftfassung meines Vortrags "Sieben Thesen zur Sie­ben­ten Kunst", den ich in Schwerin mündlich entwickelt habe. Es geht um die französische Filmwirtschaft und die Bedingungen, unter denen im Nachbarland Filme hergestellt werden
  • Die übliche Rennerei vor und nach Dienstreisen: Reinigung, Än­de­rungs­schnei­de­rei, Knopfladen, Schuster.

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Foto: C.E. (Archiv)

Sonntag, 10. Mai 2015

Nass, im Kino

Welcome, bienvenue, hier bloggt eine Dolmetscherin und Übersetzerin über ihren Berufsalltag. Meine Sprachen sind Französisch (als Ausgangs- und Zielsprache) und Englisch (Ausgangssprache). Ich arbeite in Paris, Berlin, Köln und im­mer dort, wo Sie mich brauchen.

Zeit für das Sonntagsbild: Eine Landeshauptstadt im Regen, heute scheint wieder die Sonne. Die Woche habe ich fast durchgehend im Kino verbracht, die Mit­be­woh­ne­rin kümmert sich in Berlin parallel um Balkonblumen und Setzlinge.


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Foto: C.E.

Donnerstag, 7. Mai 2015

Film läuft!

Hal­lo! Sie le­­sen im di­­gi­­ta­­len No­­tiz­­buch ei­­ner Über­­set­zer­in und Dol­­met­­sche­rin aus Ber­lin, die re­gel­mä­ßig in Paris arbeitet, in Marseille und Schwerin ... oder dort, wo Sie mich brau­chen.

Film ab! Film läuft! Währenddessen sollte im Flur nicht so laut gesprochen werden. Wir warten manchmal draußen, während wir uns als Mo­de­ra­to­ren und Dolmetscher warmflüstern.

Stimmübungen lassen sich zum Glück auch schon auf dem Weg zum Kino machen. Die Passanten ant­wor­ten manch­mal mit ir­ri­tier­ten Blicken. Zur Tarnung hält sich un­ser­ein­er das Handy ans Ohr.

Hier noch Lestoff für die Pause: Rück­blen­de auf meine Liste, wie Agenturen von Frei­be­ruf­lern unterschieden werden können.


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Foto: C.E.

Mittwoch, 6. Mai 2015

Ninja

Bon­jour, zu­fäl­lig oder ab­sicht­lich sind Sie auf mei­nen Blog­sei­ten ge­lan­det. Ich bin Über­setzerin und Dolmetscherin, arbeite in Paris, Berlin, Cannes oder Schwerin. Heute folgt ein Zitat.
Translators are like ninjas. If you notice them, they're no good.
(Etgar Keret)


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Foto: Joey Gannon, Creative Commons

Dienstag, 5. Mai 2015

Fernglas

Will­kom­men auf der Sei­te ei­ner Fran­zö­sisch­dol­met­scher­in und -über­setzerin aus Berlin. Hier kön­nen Sie in unseren Alltag Einblicke nehmen.

Warum gehört das Fernglas ins Reisegepäck eines Dolmetschers? Vor et­was mehr als sechseinhalb Jahren habe ich darüber geschrieben. Heute blicken wir mal wieder zu­rück.

Gelegentlich haben wir Mühe, manchen Rednerbeiträgen zu folgen, nicht nur, wenn in ho­hem Tempo vorgetragen wird. Die Entfernung der Kabine zum Podium lässt sich indes mit Hilfsmitteln über­win­den. Dann darf nur nicht der Bild­schirm des Laptops die Sicht behindern ...

Hier geht's weiter.

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Foto: C.E. (Archiv)

Montag, 4. Mai 2015

Fragen

Hal­lo, bon­jour und gu­ten Tag! Was Dol­met­scher und Über­setzer so um­treibt in ihrem Be­rufs­all­tag, das können Sie hier nachverfolgen.

Frühling an Pariser Brandmauer
"SIE als Profi können wir uns nicht leisen!", sagte Doris H., als ich sie nach einem Einsatz am Rande der Berlinale auf den Sprachmittlerbedarf in dem Haus ansprach, für das sie zuständig war.
Der Gott der Schlagfertigkeit zeigte sich mir gnädig, so konnte ich mich antworten hören: "Und WIR haben noch nie mit­ein­an­der über Geld gesprochen!"

So viel Geistesgegenwart nach einem etwas mehr als einstündigen Dolmetsch­ein­satz — ich hatte gerade für einen französischen Regisseur ein Podiumsgespräch konsekutiv gedolmetscht — hat mich schon damals überrascht.

Aber offenbar fehlten mir, ich war noch ganz im schnellen Übertragungsmodus, einige Selbstzweifel und Intellektualisierungsversuche, die uns mitteleuropäisch geprägte Akademiker sonst bremsen. Um's kurz zu machen: Anschließend war ich acht Jahre für diesen Kunden, eine renommierte Institution, tä­tig. (Heute wird dort aus dem Französischen ins Englische verdolmetscht. Ja, wir befinden uns in Berlin. Es handelt sich um einen Tribut an die Zugewanderten.)

"Wir können uns keine Profis leisten!", sagt Christopher B. in T.; leider ist er in Süd­deutsch­land am Telefon, und ich sitze gerade in Berlin. Ohne direkte An­spra­che ist die Kommunikation nicht so einfach und meine Spontaneität weniger ge­schlif­fen. Ich lasse ihn wissen, dass ich seine Institution aus mehrjähriger Zu­sam­men­ar­beit gut kenne. Dann bekommt er ein schriftliches Angebot mit Referenzen zugesandt.

Fragen kostet wirklich nichts.

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Foto: C.E.