Mittwoch, 24. September 2014

Sich abonnieren / sich einschreiben

Hallo! Sie le­sen im Blog ei­ner Sprach­ar­bei­ter­in. Ich berichte als Fran­zö­sisch­über­setz­er­in und Dolmetscherin aus der Kabine oder vom Schreib­tisch. 

Na klar, Netzwerken ist eine gute Sache. Das ist die eine Seite.

Bild aus einer Mail
Auf der anderen Seite habe ich den Ein­druck, dass immer weniger Leute etwas richtiges gelernt haben. Die Anfragen häufen sich, bei denen ich mich in ir­gend­wel­che dubiosen Bran­chen­ver­zeich­nis­se eintragen oder auf Premium-Seiten meine Daten hinterlassen soll.

Premium soll toll klingen, nach Be­vor­zu­gung und irgendwie professionell. Dabei bedeutet es im Netz einfach nur eines: Erst hinter der Bezahlschranke geht es weiter.

Nein, ich möchte nicht "Premium-Dienstes" kaufen, auch nicht wissen, welche Kollegin (wahlweise: welcher Kollege) mein (bei nämlichem Service überhaupt nicht existierendes) Profil betrachtet hat.

Schön, wenn sich jene, die nichts gelernt haben, durch schlechte Grammatik ver­ra­ten. Sie verraten sich auch durch Verwendung von im Netz verfügbarer Gra­tis-Über­­setz­ungs­soft­ware. Ihre Dummdreistigkeit überrascht mich jedes Mal aufs Neue. Von un­se­ren mit echter Arbeit ver­dien­ten Groschen wollen sie was abhaben, sind aber zu geizig dazu, selbst welche für Übersetzungsaufträge zu begleichen.

Wobei: Korrektes Deutsch allein ist nicht ausschlaggebend.

Liebe potentielle Dolmetscher- oder Übersetzerkunden! Bitte fallen auch Sie nicht herein. Auf dem Markt tummeln sich vie­le "Simultansimulationen". Ich erkläre mich: Es gibt da draußen viele "Agenturen", deren Webseiten möglicherweise so­gar schick aussehen und auch gut klingen, die aber denjenigen, die die Arbeit am Ende machen, nur 50 bis 30 Prozent dessen weitergeben, was Sie als Kunde be­glei­chen dürfen. Aus konstruierten Dolmetschanfragen und den Suchmails der Makler haben wir inzwischen gerichtsfeste Beweise für diese Sätze. (Mögliche Er­ken­nungs­merk­ma­le: Diese "Agenturen" bieten alle Fachgebiete in allen Sprachen an, überall und rund um die Uhr, sind laut Ei­gen­wer­bung die billigsten, schnellsten und zugleich Top-Profis und führen gerne schil­lern­de Na­men.)

Am sichersten fahren Sie mit hochqualifizierten Einzeldolmetscherinnen und -dol­met­schern und einem Netzwerk von Übersetzern und Dolmetschern, also selbst in der Vermittlung aktiven Menschen, die ihr Geld haupt­säch­lich mit der Sprach­ar­beit und nicht mit dem Verschieben von Aufträgen an die allerbilligsten Freiberufler verdienen. (Mögliches Erkennungsmerkmal: Bei einem Netzwerk ste­hen die Mail­ad­res­­sen der Mitglieder, ihre Kurzlebensläufe und Fachgebiete auf der Webseite, es ver­fügt über keine Renommieradresse.)

Diese Unterscheidung kann für Sie in Fragen der Qualität wichtig sein. Denn im Ver­gleich zu den |Agenturen| Maklern kennen wir Netzwerkkolleginnen und -kol­le­gen die­je­ni­gen, die sich im Team auch um die anderen Sprachen kümmern, nicht nur aus dem In­ter­net, sondern konkret von der Arbeit.

P.S.:  Sorry, liebe Stammleser, die Blogthemen wiederholen sich. Über die Pseu­do­an­bie­ter habe ich bereits vor zwei Jahren geschrieben. Da sich die Kolleginnen auf News­group­sei­ten inzwischen sehr offen darüber austauschen, werden ihre Ma­chen­schaf­ten immer offensichtlicher.


Vokabelnotiz
s'abonner / s'inscrire — etwas abonnieren, sich wo anmelden, sich einschreiben
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Die Illustration war in der Post.

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