Freitag, 14. März 2014

Tag des Schlafs

Willkommen auf den Seiten des 1. deutschen Blogs aus dem Inneren der Dol­­met­­scher­ka­bine. Diese Sprach­mitt­ler­arbeit zählt laut Weltgesundheitsorganisation zu den drei stressigsten Berufen. Da ist effektives Entspannen wichtig.

Heute war der World Sleep Day, seit 2008 wird das Event vom Verein World As­so­c­i­ation of Sleep Medicine (WASM) organisiert.

Der Tag sei als Ge­denk­tag den nutzbringenden Seiten guten, gesunden Schlafs gewidmet. Außerdem solle er die Ge­sell­schaft auf die so­zi­a­len Seiten von Schlafstörungen, Schlaf­me­di­zin und Vorsorge in die­sem Bereich hinweisen, denn mehr als 45 % der Welt­be­völ­ke­rung sei betroffen (andere Quellen schätzen 30 bis 40 %). Soweit das amerikanische Wi­ki­pedia.

Dass es einen weiteren "Tag des Schlafes" im Sommer gibt, und zwar am 21. Juni, fand ich an anderer Stelle. Die Barmer GEK meldet, dass jeder zehnte der schlaf­ge­störten Deutschen einer Behandlung bedürfen würde, so die ÄrzteZeitung im vergangenen Jahr.

Dieser Tage, in den Wochen vor den Kongressmonaten, lerne ich Neues. Denn min­destens zwei Jahrzehnte habe ich unter Schlafstörungen gelitten. Dieses Kapitel liegt nun hoffentlich hinter mir. Ich habe ein Schlaftraining begonnen, Sounder sleep system heißt es derzeit, ich denke, wenn es sich weiter verbreitet, wird sich ein deutsche Bezeichnung für dieses Tiefschlafprogramm finden lassen.

Es beruht auf sehr einfachen Beobachtungen und einer ebenso einfachen Technik. Große Bewegungen fördern den Wachzustand, kleine, möglicherweise nur ge­dach­te und wiederholte Bewegungen, die sogenannten mini moves, wirken auf das Ner­ven­system hemmend und ermöglichen, dass ein müder Körper in den Schlaf fin­det. 

Zu Informationen von Michael Krugman, der Ende letzten Jahrhunderts das System entwickelt hat, führt dieser Down­load­link. Es beruht auf Techniken, die Yoga, Qi­gong und Feldenkrais ent­lehnt sind. Zitat: Das autonome Ner­ven­system ist zwei­ge­teilt, es besteht aus zwei einander ent­ge­gen­wir­ken­den Teilen, wovon der eine, das sympathische Ner­ven­sys­tem oder der Sym­pa­thi­kus, physiologische Erregung und psychologische Wach­sam­keit hervorruft und mit der Stressreaktion und der sogenannten „Kämpfe-oder-Flie­he“-Reaktion in Ver­bin­dung gesetzt wird. Der an­de­re Teil des autonomen Nervensystems, das pa­ra­sym­pathische Ner­ven­sys­tem, führt Ruhe, Erholung, Ver­dau­ung und Bewahrung unserer vitalen Energien herbei. Kurz gesagt, der sym­pa­thi­sche ist ein erregender Mechanismus, der pa­ra­sym­pa­thi­sche ein hem­men­der.

Hier geht es zum Downloadlink einer Zusammenfassung der Diplomarbeit von Nicole Baden über die Me­tho­de, die direkt auf die motorischen Hirnrindenareale wirkt. Der Rest ist Trai­ning und Konditionierung. Seit ich übe, schlafe ich bestens, tief und innerhalb von 15 Minuten ein. Meine Neigung zum Mittagsschläfchen ist deutlich reduziert. Ich fühle mich wie neugeboren.

Rückblick: Autogenes Training habe ich schon mit acht Jahren gelernt, die Frau­en­zeit­schrift "Brigitte" hatte damals ein Kinderheft zum Thema produziert. Zum Ein­schla­fen sind mir diese Autosuggestionen aber zu komplex und der Geist fo­cus­siert viel zu stark auf die Reaktionen. Eine "kognitive Übererregtheit" wurde bei mir auch nach dem Dolmetschen festgestellt, dann |fahren| fuhren meine Gedanken Ka­rus­sell und wurden von mir simultan verdolmetscht. Um damit an­ge­mes­sen um­zu­gehen, übte ich mich in allerlei Entspannungsritualen und wusste, dass ich vor allem nach stressigen Einsätzen recht lange gebraucht habe, um wieder "run­ter­zu­kom­men". Vor allem in Kinderwochen war das sehr anstrengend, denn in den Mor­gen­stun­den mit Haseversorgen-und-in-die-Schule-Bringen bin ich im Tiefschlaf.

Mit meinen Schlafphasen war ich per Du. Alle 1,5 Stunden war ich wach, nur die ersten beiden Phasen schlief ich noch durch. Heute weiß ich, das die Tief­schlaf­pha­se vor allem in den fünf Stunden nach dem Ein­schla­fen liegt (und schlafe durch). Regelmäßige Ta­ges­rhythmen, die Teil einer guten Schlafhygiene sind, habe ich allerdings in den Kongressmonaten auch künftig nicht. Ende des Rückblicks.

Gesunder Schlaf lässt sich begleitend durch gute Lebensgewohnheiten fördern. Am Rechner zu arbeiten, ist für mich in den anderthalb Stunden vor dem Schla­fen­ge­hen tabu. Denn die bläulichen Leuchtdioden, die den Monitor erhellen, sig­na­li­sie­ren den Augen Tagaktivität. Auch andere Aspekte sollten Schlafgestörte un­ter­su­chen: Starkstromleitung oder Strom­ver­tei­ler­kasten in der Nähe, W-Lan-Sender, fun­­ken­­des Mobiltelefon, auch wenn die Aus­wir­kun­gen auf den mensch­li­chen Kör­per hier noch nicht abschließend untersucht wurden. Die oben zitierte Ärztezeitung empfiehlt Smartphone-Apps mit Ent­span­nungs­übun­gen. Pas d'accord! Mindestens das Mobiltelefon aus der Nähe des Bettes zu verbannen, gehört für mich zur Schlaf­­hy­­gie­­ne.
Gebt den Leuten mehr Schlaf — und sie werden wacher sein, wenn sie wach sind.                                               Kurt Tucholsky (1890 - 1935) 
Am 6. Mai 2014 startet ein neuer Kurs bei meinem Lehrer Bernhard Mumm. Kursort: Berlin-Kreuzberg, hier geht's zum Flyer. Eine Liste der an­er­kannten Lehrer gibt es hier, nach deutschsprachigen Regionen sortiert. Die offizielle Webseite des Programms mit vielen Links hier.

Ich trainiere weiter. Wie sich das System in intensiven Arbeitswochen bewährt, wird Gegenstand eines neuen Eintrags sein (klick).

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Foto: ABSCHIED, D 1930, R: Robert Siodmak;
Quelle: Deutsche Kinemathek

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