Donnerstag, 23. Januar 2014

aufgedreht und übermüdet zugleich

Den Ber­ufs­all­tag ei­ner Sprach­mitt­lerin kön­nen Sie hier verfolgen. Wie Fran­zö­sisch­dol­met­scher und -über­setzer leben und arbeiten, ist zwar im Einzelfall sicher sehr unterschiedlich, vieles von dem, was ich so erlebe, ist trotzdem exem­pla­risch.

Blick ins Buch: Die Kinder beobachten, hinter einem Trafokasten versteckt, die andere Straßenseite
Gestern schrieb ich hier in der Fo­to­le­gen­de, dass ich in meinem Fran­zö­sisch­lern­kri­mi für Kinder eine Dolmetscherin karikiert habe. Hier nun auf Wunsch einiger Le­ser­in­nen und Leser der besagte Ausschnitt, ein­mal in der Originalfassung, einmal ein­ge­deutscht.
Ort der Handlung: Ein Restaurant. Bonne lecture !

Da kommt Françoise zur Tür herein. Sie sieht müde aus. Sie spricht zu schnell.
"Ça va? Avez-vous une idée comme mon travail est fatigant? Vous avez déjà com­man­dé?", fragt sie.
Die Kinder sehen sich an und schweigen.

"Maman, à quelle question dois-je répondre en premier?", fragt Louis betont lang­sam. Er kennt seine Mama nach Arbeitseinsätzen: aufgedreht und übermüdet zugleich.
"Je suis désolée." Françoise lacht. "Ce n'est pas facile quand la maman est in­ter­prète", sagt sie, halb zu Louis, halb zu Anna.
"Qu'est-ce que tu fais en tant qu'interprète?", fragt diese sogleich.
"J'aide les personnes qui ne parlent pas la même langue à ce comprende. Ce matin par exemple, j'ai travaillé à la police. Quelqu'un à volé le numéro de la carte de crédit à des touristes de la Suisses romande", erzählt sie, während sie in der Spei­se­karte blättert, auswählt und bestellt.


Da kommt Françoise zur Tür herein. Sie sieht müde aus. Sie spricht zu schnell.
"Wie geht's? Könnt ihr euch vorstellen, wie anstrengend meine Arbeit ist? Habt ihr schon bestellt?", fragt sie.
Die Kinder sehen sich an und schweigen.

"Mama, auf welche Frage soll ich zuerst antworten? ", fragt Louis betont lang­sam. Er kennt seine Mama nach Arbeitseinsätzen: aufgedreht und übermüdet zu­gleich.
"Tut mir leid." Françoise lacht. "Das ist nicht einfach, eine Dolmetscherin zur Mut­ter zu haben", sagt sie, halb zu Louis, halb zu Anna.
"Was machst du denn als Dolmetscherin?", fragt diese sogleich.
"Ich helfe Menschen, die nicht dieselbe Sprache sprechen, einander zu verstehen. Heute Morgen zum Beispiel, da habe ich bei der Polizei gearbeitet. Jemand hat Tou­risten aus der französischsprachigen Schweiz ihre Kreditkartennummer ge­stoh­len", erzählt sie, während sie in der Speisekarte blättert, auswählt und bestellt.

Quelle: Les paquets mystérieux — Die geheimnisvollen Pakete, Caroline Elias, Illustrationen von Rüdiger Trebels, aus der Reihe französische Krimis für Kids, Langenscheidt 2011, 6,99 €. (Auf Wunsch versende ich gewidmete Exemplare mit einer kleinen Errata-Liste.)
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Foto: C.E.

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