Sonntag, 24. November 2013

(Kunst)Lichterzeit

Hallo auf den Blog­sei­ten einer Über­setzer­in und Dol­met­scherin. In der Blo­go­sphä­re gehen manch­mal Fragen rum, die wie das #apfel­nuss­man­del­kern-Stöckchen beim Stafettenlauf von Blog­ger zu Blogger wandern. Wibke Ladwig hat mir das Blogstöckchen von Garten2null.de zu­ge­wor­fen, es geht um die Jahrezeit, in der wir uns befinden. 

Wie gestalten Sie das Jahresende?
In Familie: Ritueller Büchertausch, draußen ist es kalt, drinnen warm, die Spei­se­kam­mer voller Spezereien und es wird stundenlang gekocht, erzählt, dis­ku­tiert, Bilder aus dem ab­lau­fen­den Jahr betrachtet, Rückschau gehalten.

Welche lustigen Geschichten haben Sie zu Advent, Weihnachten oder Silvester erlebt?
Als ich acht Jahre alt war, durfte ich bei Nachbarn, die Kinder im Alter von drei und fünf hatten, den Nikolaus spielen. In meinen roten Frottee-Bademantel ge­hüllt, die roten Gummistiefel an den Füßen und eine Nikolausmaske vor dem Ge­sicht, deren Bart ich mit Watte verlängert hatte, ging ich aus dem Haus und über die Straße. Auf dem Weg ins Mietshaus, in dem die Familie wohnte, kam mir jemand entgegen: Ein ausgewachener Nikolaus! Pantomimisch lüften wir die gedachten Hüte, nickten einander zu, der große Nikolaus sagt zum kleinen: "Herr Nikolaus, guten Abend!", der kleine zum großen: "Gute Arbeit wünsch' ich!" Sehr filmisch. Dass sich mir die­se Szene derart "eingebrannt" hat ins Gedächtnis, zeigt, dass ich früh einen Sinn hatte für Szenen und Bilder. Eine meiner Spezialisierungen als Dolmetscherin und Übersetzerin, den Filmbereich, finde ich hier wieder.

Was bedeutet Ihnen der November oder der Dezember?
... Dunkelheit und dass das Wirtschaftsleben nochmal beschleunigt, bevor eine satte Ruhe einsetzt.

Was verbinden Sie mit der Lichterzeit?
Tee auf Stövchen, Weintrauben, Birnen, Walnüsse, Tageslichtlampe, Zeitungen in der Küche
Herbstdeko mit Bullauge
Der natürliche Lichtmangel zu Jah­res­en­de macht mir schwer zu schaffen. Mich ret­tet aber meine Ta­ges­licht­lam­pe, die als heller Schirm auf dem Ess­tisch steht und mir immer wie ein Bull­au­ge im Flieger mit Blick auf Himmel und Wol­­ken­decke vor­kommt, von oben na­tür­lich. Dass schon zu heid­ni­schen Zei­ten die Win­ter­son­nen­wen­de mit Licht ge­fei­ert wurde, kann ich nach­füh­len.

Auf was freuen Sie sich jetzt besonders?
Aufs Batterienauftanken zu Jahresende. Manchmal bietet der Berliner Winter auch große Kälte, die ich mag, weil dann der Himmel blau ist. Aber es gibt auch Monate ohne eine einzige Sonnenstunde wie Januar 2013. Also erhoffe ich erstmal nichts, sondern nehme, was kommt. Ändern kann ich's ja ohnehin nicht.

Was nervt Sie jetzt mehr als im übrigen Jahr?
Schon gestern hörte ich in die ersten Knaller auf der Straße. Das mag ich gar nicht, vor allem, weil es so viele gelangweile, kaum empathische Menschen gibt, die der­lei vom Balkon oder in geschlossenen Räumen werfen. Ein Bekannter einer Freun­din war Berufsmusiker, bis neben ihm in der U-Bahn so ein Teil explodierte. Ich ge­he in diesen Wochen nur mit Ohropax aus dem Haus, muss dann auf meine ge­lieb­ten Kultur- und Politiksendungen des französischen Hörfunks über Kopfhörer ver­zich­ten.

Wie gestalten Sie Ihren Garten, Ihr Haus oder Ihre Wohnung?
Zunächst muss ich sensible Pflanzen und einiges an blauem Glas in die Wohnung holen, was auf dem Balkon den Sommer verbringt. (Mit dem blauen Glas "ankere" ich diese Farbe, denn der Berliner Himmel ist nur einige Wochen im Jahr rei­se­pros­pekt­taug­lich.) In der Wohnung weisen nur wenig selbstgebastelte Sachen auf den Winter hin aber nie vor Anfang Dezember! Freitag sah ich in Ber­lin überall schon Weihnachtsdeko, vor Totensonntag! Das stört mich genauso wie die Armeen von Schokonikoläusen, die zuverlässig exakt dann in der Quen­gel­zo­ne der Su­per­markt­kas­sen aufmarschieren, wenn die Sonnenbrillen und Strohhüte von den Son­der­ver­kaufs­flächen abgeräumt worden sind.  

Welche Bücher lesen Sie jetzt oder haben sich vorgenommen zu lesen?
In meinem Arbeitszimmer stapeln sich ungefähr 30 Bücher in drei Sprachen, alles queerbeet. Ja, in der dunklen Jahreszeit lese ich (noch) mehr als sonst.

Und die Frage aller Fragen: kaufen Sie jetzt schon Geschenke ein? 
Jein, weil hier schon viele Präsente warten. Als Kind einer kinderreichen Familie habe ich in der Regel im August die ersten Sachen in der Hand, bei denen ich ans Jah­res­en­de denke.


So, ich werfe das Stöckchen bei Texttreff.de in die Luft, wer fängt es wohl auf?
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Foto: C.E. (Archiv)

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