Mittwoch, 9. Oktober 2013

Merci beaucoup XI

Bien­ve­nue! Sie sind auf den Sei­ten eines di­gi­ta­len Ar­beits­ta­ge­buchs gelandet. Ich arbeite als Dolmetscherin und Übersetzerin, meistens mit den Sprachen Fran­zö­sisch und Deutsch, und zwar im Rahmen von Konferenzen, für Festivals, bei Hin­ter­grund­gesprächen, Geschäftsterminen und Dreharbeiten. Dabei werde ich re­gel­mä­ßig mit Vorurteilen konfrontiert.

Restaurantgespräche! Und eine Art von feed back, die mich zum Grinsen bringt. Hinterher jedenfalls. Wir sitzen nach getaner Arbeit zu einem Stadtplanungsthema in Berlin im Restaurant, der französische Kellner beobachtet amüsiert, wie ich die Speisekarte übertrage, bevor er eine französische Übersetzung rausrückt. Mich nervt das schon mal, ich lasse mir aber nichts anmerken.

Dass er wirklich Franzose ist, weiß ich spätestens bei der Aufnahme der Be­stel­lun­gen sicher. Zwischendurch tritt der deutsche Küchenchef kurz an unseren Tisch, an dem der französische Kunde und zwei Deutsche sitzen, ein Mann und eine Frau. (Typisch, als Dol­met­scherin zähle ich mich nicht mit. Wir sind also vier.) Ich mache meine Arbeit.

Der Kellner bekommt das im Vorbeigehen mit. Als er die Teller abräumt, zwin­kert er mir zu, denn die Worte fliegen weiter wie Pingpongbälle über den Tisch. Er schaut so drein, dass ich schon ahne, was am Ende parallel zur Rechnung als Kom­pli­ment serviert wird: "Sie könnten als Dolmetscherin arbeiten!" Tja, of­fen­bar ler­ne ich beim Begleitdolmetschen meine Kunden immer wieder so gut kennen, dass uns Außenstehende regelmäßig "verheiraten".

Mein Kunde lacht mit. Und er macht gleich Werbung für meine Dienstleistung, als er sagt, in mir würden sich französischer Charme und deutsche Gründlichkeit ver­bin­den. Besser, als wenn die Kombination "französische Präzision und deutsche Kre­a­ti­vi­tät" lauten würde, meint darauf der Kellner. Und ich muss das Ganze dann auch für die Deutschen dolmetschen!

Menno, was haben die nur immer mit dieser Idee, in Deutschland gebe es keine oder zu wenig Kreativität? Und ich kenne viele Franzosen, die sehr akkurat sind und arbeiten, c'est vrai !
 
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Foto: C.E.

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