Dienstag, 26. März 2013

Wasch- und Feiertage

Willkommen, bienvenue & hello beim ersten deutschen Weblog aus dem Inneren der Dolmetscherkabine. Dieser Tage |quäle| arbeite ich mich durch die Buch­hal­tung und schreibe Kostenvoranschläge. Was beschäftigt(e) die Sprachmittlerin sonst noch vor den Feiertagen ... oder genau genommen bis Montag? Hausputz!

Frauen in der DDR bekamen regelmäßig einen "Haushaltstag", den bräuchte ich auch manchmal, damit bis zum großen Schrubben im Frühjahr nicht immer so viel liegenbleibt. (Wie oft gab's den in der "Ehemal'chen" eigentlich, liebe Leserin bzw. lieber Leser aus dem Osten?)

Echtes Schrubben und Waschen strengen an. Ich erhole mich beim Nachdenken über Vokabeln.

Neulich hatte ich es erst vom "Waschzettel", was auf Französisch la quatrième de couverture ent­spricht, wört­lich: "die vierte Umschlagseite". Dabei zählen Titel­blatt und Ti­tel­blatt­in­nen­sei­te als erste und zweite Seite. In Frankreich kommen diese Vo­ka­beln der Buch­her­stel­lung also aus den An­zei­gen­ab­tei­lungen der Zeit­schrif­ten.

In Zeiten, in denen elektronische "Lesegeräte" dem Buch den Rang abzulaufen ver­suchen, ist der Wasch­zet­tel auf dem besten Weg in Richtung "Waschfrau", die mitsamt dem Wort "Waschbrett" längst das Sprachmuseum unter "Wasch..." belebt.

Nur Waschfrauenhände hat heute noch jede(r), der/die sich zu lange im Wasser aufhält.  

Nach dem Bade dürfen wir sagen: "Er/sie hat sich gewaschen". Wer das von einer Rechnung sagt, meint, dass sie hoch ist. Teure Rechnungen sind auf Französisch übrigens des factures salées, gesalzene Rechnungen.
Das ist von der "gepfefferten Rechnung" nicht weit entfernt. Springen wir behend wie Meister Hoppel kurz weiter von Pfeffer und Salz zu Essig und Öl, beides in passenden Flaschen serviert heißt "Menage" auf Deutsch, das ist das französische Wort für Haus­halt (le ménage).

Zurück zum Salz. Mit Salz auf der "Blume" fängt man angeblich Hasen — (und wie bitteschön die Häsin?) Und hatten in der DDR die Männer keinen "Haus­halts­tag"? Das war jetzt mal ein ganz nach gender mainstream-Kriterien korrekter und gut gewürzter Blogeintrag, passend zu den Ruhetagen, Stichwort "Frühjahrs­putz".

Ich wünsche allerseits schöne Feiertage, saubere Zeit­genossen, gut gewürzte Mahl­zeiten, ent­spann­te Stunden und auf jeden Fall mehr Blumen als Eisblumen, mit Hasen dran oder ohne. So Sie mögen, lesen Sie hier ab Donnerstag, dem 4. April, weitere Episoden aus einem Berliner Dolmetscher- und Übersetzeralltag.

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Fotos: C.E.

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