Samstag, 24. November 2012

Auslese

Hallo beim Blog einer Dolmetscherin und Übersetzerin! Hier können Sie mehr über unsere Arbeit erfahren. Samstags veröffentliche ich hier meinen Link der Woche. Heute geht's um Literatur.

Am letzten Montag erschien in der NZZ ein sehr lesenswertes Interview mit der literarischen Übersetzerin Grete Osterwald. Mir gefällt sehr, wie sie literarisches Übersetzen beschreibt: "Ein Roman ist ein Gesamtkunstwerk wie ein Gebäude, das transponiert und neu errichtet werden muss. Hier braucht es ein Grundverständnis für den Text, den spezifischen Humor, die Ironie, den Sprachrhythmus. Er hat manchmal Vorrang vor einem Wort, das zwar inhaltlich korrekt wäre, aber störrisch in der Satzkonstruktion steht."

Auch über die schlechte Bezahlung im Literaturbereich spricht die Übersetzerin. Das Grundhonorar einer Seite betrage nur zwanzig Euro, was aber dem Aufwand nicht entspreche. Vor allem dann nicht, wenn "für eine bestimmte Stelle erst nach Tagen eine befriedigende Lösung (gefunden wird), die aber dazu führt, dass man den Umgebungstext neu übertragen muss." Dieses genaue Arbeiten sei, auf die Stunden umgerechnet, kaum zu bezahlen.

Für jene, die Französisch lesen, folgt hier gleich noch ein Tipp. Auf der Seite des Nouvel Obs fand ich vor zwei Tagen einen Beitrag von Odile Benyahia-Kouider, der Berlin, capitale des écrivains français überschrieben ist, "Berlin, Hauptstadt der französischen Schriftsteller". In der Tat können wir seit etlichen Jahren den Trend beobachten, dass französische Literaten nach Berlin ziehen und sich auch längerfristig hier einrichten. (Der Artikel erschien bereits im Oktober im Nachrichtenmagazin.)

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Illustration: NZZ

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