Mittwoch, 5. September 2012

Berlin liest

Dol­met­scher von heute machen sich Ge­dan­ken über sprach­be­wusste Men­schen von mor­gen. Als Sprach­mitt­lerin (DE ⇆ FR und aus dem Englischen) ist Kul­tur­ver­mitt­lung ganz allgemein mein Thema. Dazu beschreite ich manchmal auch un­ge­wöhn­liche Wege ...

Seit gestern und bis zum 16. September einschließlich läuft in der Hauptstadt das 12. Internationale Literaturfestival Berlin. Zum 11. Mal bin ich als Dolmetscherin daran beteiligt, wobei ich mich auf Ver­an­staltungen für Schüler spezialisiert habe. Als Auftakt zum Festival lasen gestern Nachmittag etliche Mitarbeiter, Freunde und Autoren des Festivals an ver­schie­den­sten Stellen Berlins. Letztes Jahr wurde mein Französischlernkrimi ver­öf­fent­licht, "Les paquets mysté­ri­eux/Die ge­heim­nis­vollen Pakete". (Anlass zur Freude: Die Nachfrage ist gut, knapp zwei Drittel der Auflage sind inzwischen verkauft.)

Das Festival schlug mir vor, im Kiez zu lesen, in dem das Buch spielt, in Schö­ne­berg. So stand ich gestern am Ros­se­bän­di­ger im Kleistpark, genoss die Nach­mit­tags­son­ne und las vor Eltern, die ihre Klein­kin­der "lüfteten", sowie einigen Schülern der benachbarten Europaschule (mit fran­zö­si­schem Zug). Das hat Spaß gemacht.

Damit die Veranstaltung als solche kennt­lich sein würde, waren uns Plakate an­ge­kündigt worden; bei mir kam aber leider nie etwas an. Also hatte ich mir kurzerhand eines selbstgemalt. Punkt fünf stand ich unter dem Rossbändiger und las mutig einfach drauflos.

Ein wenig komisch ist es schon, so für sich allein zu lesen, ohne Zuhörer. Berlin kennt viele schräge Menschen, und ich musste grinsen, weil zunächst niemand Notiz von mir nahm. Das änderte sich aber rasch. Lustig waren die Reaktionen meines jüngsten Zuhörers, des kleinen Antoine, der ein echtes deutsch-fran­zö­sisches Kind ist, das nach dem Prinzip "zwei Eltern, zwei Sprachen" aufwächst. Ihn muss irritiert haben, dass ich da recht munter beide Sprachen durch­ein­an­der­wir­belte, zum Teil in ein- und demselben Satz (was aus dem Fo­to­bei­spiel leider nicht hervorgeht).



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Fotos: C.E.

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