Dienstag, 28. August 2012

Sitzfleisch

Hallo aus Berlin! Sie sind bei einem Weblog aus der Welt der Sprachen gelandet. Hier schreibe ich über Dolmetschen und Übersetzen für Medien, Politik, Wirtschaft, Kunst, Gesellschaft und Soziales. Ich arbeite in Berlin, Paris, München und dort, wo ich gebraucht werde. Meine Arbeitssprachen sind Französisch (2. Sprache) und Englisch (3. Sprache, passiv, d.h. ich dolmetsche auf Konferenzen aus dem Englischen, aber nicht zurück).

Spaziergänger und Jogger am Kreuzberger Landwehrkanal im goldenen Abendlicht
Warum wundern sich Kunden eigentlich nicht darüber, wie teuer Anwälte sind? Sie haben lange studiert, bilden sich in ihren Fachgebieten regelmäßig weiter, sind vernetzt, worüber sie allerlei wichtige Infos erreichen, gehen mit Kunden und Kollegen essen, Cocktails trinken oder auch mal in die Oper, belegen (oder geben à la |learning| specializing by teaching) Auffrischungskurse oder nehmen an Konferenzen teil. Der Kauf teurer Fachliteratur und repräsentativer Kleidung ist auch nicht zu vergessen. Sie haben einen anspruchsvollen Beruf, einen Verdienstrückstand durchs lange Studium und hohe Gestehungkosten.

Das alles kennen wir Dolmetscher, aber leider auch die Bemerkungen über unsere vermeintlich so hohen Honorare. Doch auch uns wird viel abverlangt. Was bestenfalls so aussieht, als würde es mühelos stattfinden, ist zumeist Ergebnis harter Arbeit. Und die findet jeden Tag statt, auch, wenn kein konkreter Einsatz im Kalender steht. Wir brauchen Sitzfleisch.

Heute waren das für mich: Eine Stunde Englisch, 1,5 Stunden Zeitungslektüre zu aktuellen Themen, darunter auch das sehr empfehlenswerte Dossier der "Zeit" über die "Strompreislüge", dann eine Stunde Wortfeldarbeit zu Energiewirtschaft und Atomenergieausstieg, zwischendurch Telefonrecherchen und Terminabsprachen fürs kanadische TV, Kaffeepause und Einsatzplanung für den September. Nach der frühen Mittagspause stehen an: Rechnungen und Mahnungen, ein Sitzungsprotokoll schleifen, das zweite dieses Monats, meine Ergebnisse für die Kanadier zusammenfassen, Belege vom Sommer auftackern und einheften.

Beim Joggen im (hoffentlich wieder) güldenen Abendlicht werde ich zum zweiten Mal den Podcast einer französischen Radiosendung über die europäische Wirtschaft hören. Ich jogge oft auch ohne Sound und kann dann den Kopf völlig frei kriegen. Aber im Juli bin ich mit dem Fuß umgeknickt und darf mich noch nicht richtig wieder austoben. Daher ist es kein richtiges Joggen und ich werde dabei den den MP3-Player wie sonst oft bei Spaziergängen nutzen.

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Foto: C.E.

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