Mittwoch, 23. Mai 2012

Bilderlotto

Willkommen auf den Seiten des digitalen Logbuchs einer Sprachmittlerin. Meine Arbeitssprachen sind Französisch, Deutsch ... und Englisch. An dieser Stelle schreibe ich regelmäßig und so, dass man nicht die Betreffenden, dafür aber durchaus die Situationen erkennen kann, über meinen vielfältigen Berufsalltag. Der beinhaltet auch die Weitergabe von Wissen. Heute ein neuer Lerntipp (nicht nur für Grundschüler).

Memory-Karten mit Alltagsgegenständen und Tieren, Deutsch (gedruckt), Französisch (handschriftlich) beschriftet
Das Wort "Bilderlotto" kennt der weltbeste Patensohn nicht, meine Oma benutzte es noch. Wir haben Sonntag auf dem "Nowkoellner Flowmarkt" ein, wie es schon seit einigen Jahrzehnten heißt, Memory |'abgeschossen'| gekauft, wobei dessen Schwerpunkt auf dem Lesenlernen liegt.
Die Motive sind für unseren Achtjährigen gerade noch OK.

Ich mache aus dem deutschen Memory, in Berlin wird sowas im untersten einstelligen Eurobereich gehandelt, ein deutsch-französisches Bilderspiel, ergänze handschriftlich, wobei ich mir bei einigen Begriffen überlegen muss, welches Wort ich jeweils auswähle. Welche Lieder kennt der Junge schon? Was hat er in der Schule an Vokabeln gelernt? Welche Wörter kamen in den französischsprachigen Rollenspielen oder im Urlaub an der Loire vor?

Memory-Karten: altmodische Brille, Rauchwaren, eine RaketeDann werden wir uns noch neue Begriffe suchen dürfen. Etliche Leselernwörter sind zweigeteilt oder in verschiedenen Schriftarten präsentiert. Das Doppelbildwort "Uhren" wird zu Quelle heure | est-il? werden.
Oder aber die Kärtchen sprechen uns heute nicht mehr an, wie die "Pfeifen" da unten. Das braucht heute doch kein (kleiner) Mensch! Auch die "Rakete" kommt wie aus einem früheren Zeitalter dahergesaust, zumindest hier in Deutschland wird derlei nicht mehr als regionale Bedrohung wahrgenommen, was in der Kindheit der heutigen Erwachsenen noch völlig anders war.

Telefone und Schlitten sehen heute ganz anders aus, ein Handy gibt's in der Sammlung noch nicht. Nur die Brille, der Ravensburger-Verlag bildete etwas Kantiges ab, das damals "Kassengestell" genannt wurde, ist heute wieder "in". Inzwischen tragen derlei nicht nur Intellektuelle, sondern auch kleine Schlaumeier, die lieber wie Heiner Müller als wie Harry Potter aussehen möchten.

Die Spielanleitung nennt 1984 als Jahr der Veröffentlichung. Die Illustrationen sind älter. Auf Webseiten für gebrauchte Bücher und Spiele finde ich die gleichen Motive: "70-er Jahre-Vintage-Design" steht da. So sind wir wieder auf der Höhe der Zeit.

Kind spielt Memory (schwarz-weiß-Aufnahme)
Und für weitere Basteleien entdecke ich im Internet unter "Lesememory" weitere Il­lustrationen. Erst dachte ich, dass es eine Anregung für Verlage sein könnte: Blanko-Karten zum Selbstbemalen herzustellen und zu vertreiben. Dann fand ich sie im Netz, herausgebracht von der Junior­en­fir­ma von Ravensburger! Super!
(Und auch andere Anbieter lassen sich über Internet finden.)

Unser erstes Bilderlotto, das noch von Hand krumm und schief ausgeschnippelt wurde, nutzen der weltbeste Patensohn und ich gerne weiter. Damals waren "Essensvokabeln" dran.

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Bilddesign: Ravensburger AG
Fotos: C.E.

2 Kommentare:

H.B. hat gesagt…

Täusch' Dich mal nicht! Die Waffenschmieden arbeiten weiter auch Hochtouren, Krise hin oder her. Nur geht das vielleicht heute im medialen Rauschen stärker unter ...

Gruß,
Heike (vom Stipendiaten-Kurs)

caro_berlin hat gesagt…

Liebe Heike,

hast leider recht. Der jeune homme hat die chose längst für sich entschieden. Er sah das Kärtchen, fragte: "... une raquette?" — "Et bien, non, mon grand, une raquette, das ist ein Tennisschläger auf Deutsch."

Kurz, la fusée wurde rasch integriert. Die Rakete ist für Deutschlernende aber auch ein schönes Wort, jeder zweite Buchstabe ein Vokal ... so ist hier die Wortschatzbildung ein wenig aleatorisch. Aber bei den vielen Dreifachkarten (nur mit Lesetext), die wir noch im Karton haben, denken wir uns jetzt nach seinen Bedürfnissen die nächsten Begriffe aus.

Rückgrüße,
Caro