Donnerstag, 15. März 2012

Olfaktorisch

« Bienvenue !» Sie sind auf den Arbeitstagebuchseiten einer Berliner Übersetzerin gelandet, die daneben auch als Französischdolmetscherin für Kino, Filmwirtschaft, Medien, Politik und Wirtschaft tätig wird. Dolmetscher müssen sich für nahezu alles interessieren (können) und kombinieren gelegentlich Informationen aus den entlegensten Gebieten miteinander. So kann sich auch manches Element scheinbar "nutzlosen Wissens", das wir erhalten, viele Jahre später als nützlich erweisen.

Neulich habe ich in einem Klärwerk gedolmetscht. Das war ... nicht ganz so schön. Die PR-Frau des Ladens reichte vorab der ganzen Delegation Mentholsalbe "zum Einbringen in die Nase" gegen die Gerüche. Auf der Höhe von Rechenanlage, Sandfang und Vorklärung ging es ja noch. Schwierig wurde es bei den Etappen der biologischen Wasserreinigung.

Details lasse ich hier mal aus. Auch Bilder gibt's keine von der Kläranlage; der Fotoapparat verweigerte ob des Ambientes an diesem Teil des Tages den Dienst. Das erschien mir ganz logisch, denn würde es einen Apparat zur Wiedergabe von Gerüchen geben, das berühmte Riechkino oder Riechbild, ich hätte ihn bewusst nicht zum Einsatz gebracht (und auch Fotos wirken ja mitunter intensiv).

Am Ende erwies sich die Mentholsalbe leider nicht als stark genug. Nun sorgten die Sprechsalven mancher Fachleute unter erschwerten olfaktorischen Bedingungen nicht nur bei meiner Kollegin für Schweißausbrüche. Da erinnerte ich mich an eine schräge Information, die vor über zehn Jahren zu mir gelangt war. In meiner Zeit als mehrsprachige Marketingbeauftragte des deutschen Dokumentarfilmverbandes AG DOK auf internationalen Messen sah ich in einem Film über Lateinamerika, wo auf einem Friedhof ... noch eine Auslassung. Es soll nicht zu Ihrem Schaden sein.

Kurz: Der eigene Schweiß, in die Nasenlöcher eingebracht, solle helfen, schlechte Aromen zu übertünchen. Diese Info war so schräg, dass sie sich mir wohl für immer eingeprägt hat. Und ich habe sie in meiner Atemnot dezent ausprobiert, als die Kollegin "dran" war und ich am Ende der Delegation gehen konnte. Ergebnis: Wirkt auf jeden Fall besser als überforderte Mentholsalbe!

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Foto: C.E. (In Sète. Weiß jemand, warum
dort unter den Fenstern Flaschen hängen?)

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