Donnerstag, 22. März 2012

Husten und Liebe ...

Hallo! Sie haben ein Bordbuch aus der Dolmetscherkabine angesteuert (in der auch Übersetzerisches notiert wird). Endlich ist Frühjahr, und damit hat die Saison mit den Einsätzen außerhalb Berlins begonnen. Ich bin dann mal kurz in Frankreich ...

Husten und Liebe ... lassen sich nicht verheimlichen, so will es das französische Sprichwort l'amour et la toux ne se peuvent cacher.

Was mache ich heute Abend? Garantiert nicht das, was ich als Perle aus einer Drehbuchübersetzung gefischt habe. Hier wurde ein Drehbuch von verschiedenen, vermutlich unterbezahlten Übersetzern immer wieder bearbeitet. Wir befinden uns in der Phase, in der zwischen Deutsch­land und Belgien an Dialogen geschleift wird.

Aus "Dann hilft nur noch eine Infusion mit Wodka, um glücklich zu werden!" wurde in einer späteren Fassung der Übersetzung: "Da hilft nur Wodka intravenös, und ab geht's ins Paradies!" Hm, das französische Wort infusion bezeichnet einen Tee ohne Tein, die deutsche Infusion ist dafür la perfusion. Alles klar? Und ja, es ur­sprüng­lich war ein Kräutertee mit einem Schuss Rum gemeint. Aber diese "Übelsetzung" hat schon das Zeug zum Sprichwort, ich musste da gleich an "Ich schau dir in die Augen, Kleines" (Here's looking at you, kid) denken.

So, ich muss mich jetzt eilen, Wäsche anleinen, den Staubsauger durch die Wohnung schieben, der Mitbewohnerin noch ein paar Blümchen hinstellen und dann früh ins Bett (mit ohne Kräutertee und Wodka in den Venen).

Morgen beizeiten aus den Federn, mich aufrüschen, aufhübschen ... und los geht's. Den Brast, den ich heute gegen meinen dauerstreikenden Drucker hegen musste, kann ich leider nicht tätlich ausleben, ich flitze morgen auf dem Weg zum Bahnhof noch rasch am Copyshop vorbei, um noch Vokabellisten und (bearbeitete) Manu­skripte auszudrucken.

Zum Glück ist mein Husten nur noch kurz nach dem Aufstehen virulent, so dass ich ihn nachmittags beim Dolmetschen auch nicht nicht verheimlichen können muss (oder so). Da bleibt mir nur zu wünschen, dass die lieben Redner nicht im Zeit­raffer sprechen und dass ich es nicht mit Sprachakrobaten zu tun haben werde, die sich ihre Bälle zuwerfen (wobei ihnen das muttersprachliche Publikum ruhig zuschaut, während sich die Dolmetscher einen abrackern). Alles zur Abreise eingepackt? Reisekopfkissen, Ohrenstöpsel, Schlafmaske, Notizblock ...

Und noch den Römertopf aus dem hintersten Eck der Speisekammer angeln, die Mitbewohnerin wird in meiner Abwesenheit Gäste bewirten. Na denn, viel Spaß. Und los geht's!


Morgen fällt der Blogeintrag aus, wie meistens freitags.
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Foto: Werbung aus den 1920-er Jahren
(Flohmarktfund)

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