Montag, 16. Januar 2012

Vorsätze

Bienvenue auf der Seite des einzigen deutschen Logbuchs aus dem Inneren einer Dolmetschkabine. Hier schreibt eine Französischübersetzerin und -dolmetscherin aus Berlin über Höhen und Tiefen des Berufs ... aber auch über privatere Momente des Alltags.

Das neue Jahr ist noch nicht zu alt für neue Vorsätze. Neulich las ich, man solle seine Pläne, die besonders inflationär ab Neujahr auftreten, knapp und realistisch halten ... und diese publik machen, auf dass es mit der Umsetzung leichter werde.

Also: Im neuen Jahr möchte ich neue Kunden gewinnen, denn einige alte sind perdü. Die einen sind Filmproduzenten aus französischsprachigen Landen, die sonst auf der Suche nach Kofinanzierung bei der DEGETO vorstellig geworden sind, der ARD-eigenen Agentur für große Filmproduktionen. Im Vorfeld von Terminen dort übersetzte ich zehn Bücher im Jahr. Fini erstmal bis 2014, das Geld für die kommenden Jahre wurde vom alten Leitungsteam schon in den letzten Jahren ausgegeben. 2012 stellt die Degeto nur 16 neue Filme her, zumeist mit deutschen Stars. Pechös ... Bleiben die drei, vier Spielfilmdrehbücher, die ich übers Jahr sonst in der Mache habe, unterm Strich ist das aber zu wenig, den Kinoproduktionen fehlt im Vorfeld oft das Geld (währenddessen nicht selten auch).

Das Gros der Press Junkets, so heißen die Pressetermine im Vorfeld von Filmstarts, ist dauerhaft futsch, seit ein Journalist, der so ganz mäßig Französisch kann, das alles aus einer Hand anbietet, Interviews für (digitale) Pressemappen inklusive. Könnte ich auch, den journalistischen Anteil liefern, nur fehlt mir das zentrale Verkaufsargument: Regelmäßig auf einem öffentlich-rechtlichen Sender "Filme der Woche" zu präsentieren. Da ist seine "Dolmetschleistung" offenbar sekundär, und bei bis zu 15 Filmen, die jede Woche neu starten, verstehe ich auch die Verleiher.

Ich will mich hier nicht weiter ärgern, steuere meine journalistischen Texte www.FranzösischerFilm.de bei, einer nichtkommerziellen Seite, und hoffe, dass die Grenzen dessen, was einerseits die Erfüllung offizieller Aufgaben und was andererseits private Vorteilsnahmen sind, für viele eines Tages wieder klarer werden. (Das Thema macht ja derzeit in einem anderen Zusammenhang Schlagzeilen.)

Deshalb werde ich dieses Jahr auch wieder vermehrt selbst schreiben und mein 2. Buch vorbereiten. Dem weltbesten Patensohn möchte ich mindestens eine Stunde die Woche Französischunterricht schenken, außerdem statt nur einmal wirklich endlich zweimal die Woche Sport treiben ... über die tägliche Miniportion Morgengymnastik hinaus.

Ansonsten bin ich gerade verschärft dabei, allerlei Kleidung und Krimskrams auszusortieren und fürs Verschenken über freecycle vorzubereiten. Dieses Verschenknetzwerk werde ich mit einer Kollegin weiterhin moderieren, für mich inzwischen im achten Jahr. Hier simuliert das weltweite Netz mal wieder das Dorf: Dinge, die zuhause oder im Büro nicht mehr gebraucht werden, können über freeycle weiterwandern, so, wie sie anderenorts an Familienmitglieder oder Nachbarn weiterverschenkt werden.
 
Außerdem wünsche ich uns, dass wir nach der Berlinale wieder alle vier bis sechs Wochen Freunde zum Essen nach Hause einladen, was gute Chancen auf Realisierung hat, denn der private Kochwettbewerb ist noch lange nicht beendet (wenngleich ich den Vorentscheid eindeutig verloren habe).

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Illustration: C.E. (Archiv) und freecylce.org

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