Freitag, 16. September 2011

Licht!

Das mit dem Dolmetschen und dem Verb im Deutschen ist so: Jemand spricht, wir müssen uns merken, was erzählt wird und warten, bis das Gesagte durch das Verb seine Aussage erhält. Die Stellung dieser Wortgruppe im Deutschen ist einzigartig, die anderen Sprachen wirken "aktiver" auf mich, denn die Verben kommen früh.

Vor einziger Zeit fiel mir ein Bild zu dem ein, was wir machen (und zur Rolle des Verbs)! Bei abendlichen Empfängen gab ich es bereits zwei oder drei Mal zum Besten. Heute also auf dem Dolmetscherblog ...

Jemand fängt an zu sprechen. Es ist, als würde er lauter große und kleine Möbelstücke in ein Haus hereintragen und im Halbdunkel an bestimmten Stellen absetzen, dann eine Kiste, dann noch eine, anschließend betritt eine Person den Raum, alles ist unscharf, aus der Nähe lässt sich mit bloßem Auge nur erahnen, wie sich was zu wem verhält, wobei wir Dolmetscher alles wahrnehmen und uns merken müssen, bis dann am Ende jemand den Raum betritt, das VERB, und damit das Licht angeht. Jetzt ist alles deutlich, klar und eindeutig zu erkennen, also endlich wiederholbar in der Zielsprache.

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Foto: C.E.

1 Kommentar:

frenja hat gesagt…

Im Japanischen ist es auch so, das Verb kommt erst ganz zum Schluss. Alle Ergänzungen, auch Relativ- und andere Nebensätze, werden davor eingeschoben. Ein Alptraum für jeden Dolmetscher! In der Uni nannten wir dieses Spiel "Wir warten aufs Verb".