Sonntag, 6. März 2011

Fürs Fernsehen dolmetschen

Die abgelaufene Woche suchte ich (mehr als nur leicht anginös) nach meiner Stimme. Und, oh Wunder, ich fand sie zufällig im Netz.

In Verbindung meiner Wochenendkategorien "Link der Woche" und "Sonntagsbilder", hier der Link zu einem von mir verdolmetschten Interview.

Dazu noch einige Anmerkungen.

Die Arbeit fand nach einem langen Arbeitstag mit Interviews für die Presse statt. Eigentlich waren wir beide, Regisseur und Dolmetscherin, "durch".
Mich hat das Gefilmtwerden, das 'von jetzt auf gleich' entschieden wurde, nervös gemacht, weil mir kaum Zeit blieb, mich darauf einzustellen.

Auch konnte ich oft Fragen nicht zuende dolmetschen, was aber auch das Frageprinzip Alexander Kluges ist. Seine Fragen sind Vorlagen, auf die das Gegenüber spontan reagieren soll; er schärft sie von Nachhaken zu Nachhaken. Wenn der Befragte schnell antwortet, reicht der erste Frageteil.
Oder anders gesprochen: Es solle flott gehen und er werde gnadenlos reinsprechen, hatte mich der Regisseur am Anfang gewarnt.

Die Aufnahme entstand Sommer 2008, also in meinem dritten Jahr als Simultandolmetscherin. Für Dolmetscher ungewöhnlich, habe ich mich zunächst aufs konsekutive Dometschen spezialisiert, das in unserer Branche als Königsdisziplin gilt. Schon vor meinem Dolmetschstudium fing ich mit allerlei Spielarten konsekutiven Dolmetschens an, wenn es darum ging, Interviews vorzubereiten, durchzuführen, sie im Schneideraum ein weiteres Mal zu übertragen ... und am Ende die Sprecherkabinen- oder Untertitelfassung des Gesagten herzustellen. Auf Film-, Literatur- und Theaterfestivals übertrug ich zahlreiche Publikumsgespräche, half Filmprojekte anzubahnen, ging mit auf Delegationsreise bzw. unterstützte Industriekunden bei Gesprächen mit Geschäftspartnern.

Erst Ende 2005 verlagerte sich mein Schwerpunkt in Richtung Simultandolmetschen.

Ja, ich denke, diese Arbeit hier kann ich vorzeigen, die Verhaspler halten sich in Grenzen, z.B. 'ihr' statt 'sie' am Anfang und 'rechteckig' statt 'rechtwinklig' in der 19. Minute sowie ein paar vom Ton weggepegelte Verben (Livemischung! Völlig ungewöhnlich! Auch das erhöht den Stress!) Auch schön: Selbst- und Fremdbeobachtung liefern mir die Gewissheit, dass mit der Routine die Qualität meiner Simultanverdolmetschungen regelmäßig zunimmt.

Hier folgt der Filmlink - einfach auf die Playtaste in der Mitte des Bildes klicken. Und Sorry, Werbepausen ...

Danke, Alexander Kluge & Merci beaucoup, Laurent Cantet !



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Film: dctp

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

erst heute angesehen, und auch nur die ersten vier Minuten: Ich bin stolz auf dich!

Uta

caro_berlin hat gesagt…

Freut mich :-)