Dienstag, 31. August 2010

Preise für Untertitel

Heute eine Fra­­ge:
Hal­lo zu­­sam­­men,
Wir wol­len bei un­se­rem neu­en Do­­ku­­men­­tar­­film (90 Min) die eng­li­sche Über­setz­ung und Untertitelung komplett auslagern und suchen nun gute Anbieter (Preis-Leistungs-Verhältnis).
In welchem Preisrahmen würde sich Übersetzung und Un­ter­ti­te­lung bewegen?
Freu mich über Eure Hilfe, 
Marc
Und der Versuch einer Antwort:

Lieber Marc,

der Endpreis von Untertiteln ist abhängig von der Textmenge, davon wiederum ist die Anzahl der Titel abhängig, und die ist bei guten Firmen dann auch Grundlage der Rechnung. Dazu solltest Du erstmal den Umfang des Augsgangstextes vor Übersetzung ermitteln. Wir Sprach­men­schen fragen immer nach Anzahl der Anschläge inklusive Leerzeichen, das findest Du bei Word unter “Extras” und dann “Worte zählen” anklicken. Mit dieser Angabe und einem kurzen Einblick in den Text (um den Schwierigkeitsgrad einschätzen zu können), kann jede Fachfrau oder jeder Fachmann den Aufwand abschätzen und wird Dir gern einen Kostenvoranschlag schreiben. (Berechnet wird indes am Ende immer das Ergebnis.)

Ohne diese Grundinformationen ist Deine Frage nämlich genauso leicht zu be­ant­worten wie “Was kostet die Herstellung eines Dokumentarfilms, so pauschal, von ... bis?”

Zur Auswahl der Firma oder der Untertitler noch ein paar Tipps. Zur Jahrhundertwende haben leider einige große Firmen den Markt ‘übernommen’ und den Job des Untertitlers zum Studi- oder Aushilfsjob degradiert. Das regeln sie auch hier über den Preis. Sie rechnen zwar beim Kunden je Untertitel ab, zahlen aber der Übersetzerin oder dem Übersetzer nur einen Festpreis je Minute. Hier läuft leider in anderen Farben etwas Vergleichbares ab wie in der Fernsehproduktionswelt.

Daher: Am besten arbeiten selbständige Kolleginnen und Kollegen, die für einander oft auch über Kreuz Korrektur lesen - und die im Durchschnitt auch nicht teurer sind als die großen Firmen (es sei denn, jene arbeiten mal wieder mit Kampf­preisen in der Verlustzone).

Grüße und alles Gute,
Caroline

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Foto: Der erste Untertitel ist ein wenig
verunglückt ... aus einem Lektorat.

7 Kommentare:

Quinka hat gesagt…

Liebe Caroline,

vielen Dank für diese Information an uns alle.
Kann ich gerade auch sehr gut gebrauchen.

Liebe Grüße- Quinka

caro_berlin hat gesagt…

You're welcome :-)

Unknown hat gesagt…

Hallo Caroline,

ich arbeite gerade daran, auch in die Riege der freien Untertitler zu stoßen und suche gerade fiebernd nach einem Einstieg, um mir zunächst einmal die Technik anzueignen. Wie macht man das denn am schlausten ohne sich bei einem nicht bezahlten Praktikum in den finanziellen Ruin zu bringen? Sind diese (teuren) Kurse bei bestimmten Firmen sinnvoll? Wie und wo hast du das untertiteln denn gelernt? Und mit welcher Software arbeitest du? Welche ist denn sinnvoll und außerdem erschwinglich?
Fragen über Fragen...wenn du magst, kannst du ja antworten. Ich wäre dir unheimlich dankbar!
Ich wünsch dir einen schönen Tag und schicke viele Grüße durch Berlin,
von (noch einer) Caro aus Berlin

Unknown hat gesagt…

uups, jetzt habe ich dir zwei (oder mehr?) nachrichten geschickt...hatte nicht gesehen, dass du sie erst bestätigen musst. tut mir sehr leid, ich wollte dich nicht so "belagern".
also, nochmals viele grüße,
carolin

caro_berlin hat gesagt…

Liebe Carolin,

ja, ich muss die Kommentare selbst bestätigen oder die Kollegen/Kolleginnen, die hier mit Korrektur lesen oder Texte veröffentlichen/Entwürfe fertigschreiben. Manchmal lass' ich mir auch helfen :-)
Wir haben uns zur Beschränkung der Kommentarfunktion entschlossen, nachdem der Blog mal von Hirnis belagert wurde, die hier irgendwelchen Mist schrieben und sich ganz oberschlaumeiererlich dabei fühlten ... und weil auch hier gelegentlich Spam ankommt.

Sorry, dass ich nicht früher geantwortet habe. Wir waren im Urlaub und dann musste ich mich erst wieder auf den Grund meiner Schreibtischplatte durcharbeiten ;-)

So, zu Deinen Fragen: Ich weiß es nicht. Ich kenne hier in Berlin nur eine sehr berüchtigte Firma, die sehr gute und viele Aufträge hat, die Leute aber gnadenlos ausbeutet oder als Praktis für lau arbeiten lässt. Die andre große Firma, mit der ich seit langem Kontakt aufnehmen will, weil wir uns dann doch schon mal Kollegen hin- und herempfohlen haben, arbeitet grad anders als sonst, meine Gewährsfrau (hier lief es über persönliche Empfehlung) ist mit ihren Kinder ein Jahr lang in Griechenland, der Heimat des Großvaters. Das wird also noch dauern.
Dann ist da noch jemand in Potsdam, die kamen vor x Jahren aus dem Kölner Raum hierher, die arbeiteten (arbeiten?) mit Leuten nur vor Ort, also bei sich im Büro mit selbstgestrickter Technik ... wo der Übersetzer die Zeiten für die Untertitel nach Durchzählen der Buchstaben im Kopf errechnen musste - und wo es gerne viele Reklamationen und Honorarkürzungen wegen "Fehlern" geben soll, die der Urheber der Titel nicht mehr kontrollieren kann.
Ich kann Sprachen, hab aber eine Dyskalkulie, bin in dieser Potsdamer Firma gnadenlos durchgefallen beim Probearbeiten - zu dem ich aus Neugierde ging; Studis hatten mir solche Horrorgeschichten erzählt, das konnte ich nicht glauben.

Dann gibt's noch ein oder zwei größere Firmen hier, die ich aber nur vage kenne. Bin also keine gute Hilfe hierin.

Vom aktiven Untertiteln hab ich mich verabschiedet, als das zum Studijob degradiert wurde. Derlei macht sich an der Bezahlung fest. Irgendwann war es einfach kein "okayes Einkommen" mehr, was da übrigblieb. Gerade die Neupotsdamer Firma hatte da eine bös-effiziente Methode, indem sie nicht mehr nach Untertitel, sondern nach Filmminute abrechnen ließ.

Was die Software für die private Anwendung angeht, frag ich mal die jüngeren Leute, die um uns herumschwirren und mit denen wir viel zusammenarbeiten, da haben sich einige spezialisiert. Ich lese ab und zu Korrektur, die letzten Male war das allerdings für lau im Rahmen von engagierten, un- oder unterfinanzierten Filmen oder eigenen Koproduktionen.

Schreib' mir mal Deine Mailadresse an caroline[at]adazylla.de, dann kann ich in der Zwischenzeit ja mal die Namen der Software jener Kollegen erfragen.

Grüße,
Caroline

Gabi hat gesagt…

Hallo Caroline,
ich habe gerade deine Antwort vom 7.11.10 gelesen. Ich übersetze Untertitel für TV und Fernsehen für eine Firma in den USA. Ich bekomme $3.50 pro Minute (ohne Spotting). Deutsche Firmen scheinen ja besser zu bezahlen. Ich weiß aber nicht, wo ich anfangen soll. Weißt du vielleicht ein paar Firmen in Deutschland, die zumindest meinen Minutenlohn übertrumpfen?
Untertitel-Übersetzer werden verdammt schlecht bezahlt.
Ist interessant, was du machst. Ich bin in LA, vielleicht sollte ich mich mal umschauen nasch Dolmetcher Jobs in der Filmindustrie.
Schon mal tausend Dank im Voraus.
Viele Grüße aus LA.
Gabi

caro_berlin hat gesagt…

Liebe Gabi,

leider sehe ich Deine Frage erst jetzt. Es tut mir leid, ich kann da nicht weiterhelfen.

Ich mache Untertitel nur noch für gute Kunden, z.B. Demo-Bänder von Teasern vor Besuch eines Festivals oder einer Redaktion.

Ansonsten bin ich da ganz ausgestiegen, die Preise wurden, an der Kaufkraft gemessen, innerhalb von 20 Jahren um ca. 70 Prozent gekürzt.

Liebe Grüße nach LA,
Caro