Sonntag, 7. Dezember 2008

Kopfunter

Das Deutsche bietet schöne Worte. Kopfunter ist so eins: als Kind hab ich gern kopfunter von der Schaukel gehangen und mir die Welt verkehrt herum angesehen. Das fiel mir letztens ein, als ich am Samstag frei hatte und Freundin Sandra dringend mit mir im Laden Klamotten anprobieren wollte. Das ließ ich sie alleine machen. Denn im Laden gab's einen sehr großen Gymnastikball und ich hab mich draufgelegt, wo doch an einem halbwegs hellen Samstagnachmittag außer der Verkäuferin, Sandra und mir niemand im Geschäft war, den Rücken entspannt und mir kopfunter die Welt betrachtet.

Nach drei Wochen mit vielen Dolmetschereinsätzen bin ich auch tags irgendwie kopfunter. Der Kopf trielt vor sich hin und sieht alles, aber irgendwie ähnlich wie beim ersten und zweiten Farbauftrag eines Aquarells: alles ist da, aber unscharf. Ich sehe den Raum, focussiere kein einzelnes Detail, sondern nehme die Einzelheiten fast gleichwertig wahr - und mich mitten im Raum. Der zweite Laden, in den wir reingehen, ist ein Buchladen. Da greife ich mir zielsicher ein Buch zum "Open Focus" und zu Alpha-Wellen, denn die scheinen in meinem Gehirn grad fröhliche Urständ' zu feiern.

Es ist wie beim Dolmetschen, ich muss aufs Ganze hören, völlig entspannt, ungerichtet, nicht im Stress, und zugleich gespannt genug, dass ich nicht nur die Details richtig höre, richtig bewerte und übersetze, sondern eben auch den Kontext. Open Focus. Gerne würde ich in dem Zustand mich mal in einen Magnetresonanztomographen legen, Sie wissen schon, diese Röhre zum Reingucken in den Kopf.

Jetzt muss mein Kopf erstmal wieder auftauchen, dann lese ich das Buch und erzähl' hier mehr davon. Versprochen.

Und was bedeutet "kopfüber"? Und "Hals über Kopf"? Ich sag's auf Neudeutsch: *kopfkratz*

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