Donnerstag, 27. November 2008

Paris, Paris

Heute im Kino: Der Film, der auf die "Kinder des Monsieur Matthieu" folgt, Sie erinnern sich vielleicht, es ging damals um ein Internat und Chorgesang. So "gepitcht" (wie Filmleute eine Kurzvorstellung nennen) klang der Film für mich nicht interssant. Das Ergebnis aber war spannend - und hat in Frankreich eine Chorwelle ausgelöst.

Nun hat also Regisseur Christophe Barratier "Faubourg 36" vorgelegt, der auf Deutsch "Paris, Paris - Monsieur Pigoil auf dem Weg zum Glück" heißt. Hier war ich bereits im Oktober bei den Press Junkets als Dolmetscherin dabei, 'verarztete' Stars wie Pierre Richard, "Der große Blonde mit dem schwarzen Schuh", und Gérard Jugnot (Foto). Hier sind wir außerhalb der Dolmtscherkabine, meistens dolmetschen wir diese Anlässe konsekutiv, was bedeutet, dass ich mich nicht mit einer Kollegin abwechsle wie im Simultanen, sondern mit dem zu Dolmetschenden, was neben einem guten Gedächntnis gute Notizentechnik notwendig macht. Außerdem herrscht hoher Zeit- und Qualitätsdruck - die Journalisten haben ihre Aufnahmegeräte dabei, mein Output muss also "sitzen".

Wie der Film war? Fragen Sie mich das bitte nicht. Ich weiß es nicht. Wenn ich professionell dolmetsche, spreche ich in der 1. Person Singular, wenn mein Kunde gerade "ich" gesagt hat. Damit rücke ich ihm sprachlich "auf den Leib". In der Runde mit den Journalisten sitze ich neben den Stars, teile auch räumlich ihre Perspektive und sehe auf die Journalisten, versuche wie die Filmschaffenden, von den Gesichtern der Pressevertreter Reaktionen abzulesen.

Kurz: die kritische Distanz zum Film fehlt mir, wo es doch gerade sie ist, die gute Filmkritik ausmacht. Denn Filmjournalismus darf nicht einfach nur aus der Wiedergabe des Inhalts und dem Heraussuchen der Zitate bestehen. Wo wäre da die intellektuelle Arbeit? Zusammenfassungen liefert das Presseheft und den O-Ton (für "Originalton") zeichnet das Mikrophon auf. (So belästern auch manche Journalisten ihre unkritischen Kollegen als gut bezahlte Mikrophonständer.)

Allein die Tatsache, dass der Verleih an mich ein Honorar überweist, verbietet es mir, mich als Journalistin zu äußern, auch wenn dies mein erster gelernter Beruf ist.

Dass derlei dennoch oft vermischt wird, auch bei öffentlich-rechtlichen Sendern, spricht Bände über den Zustand der Medien.

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Foto: Gerard Jugnot interessiert sich für meinen Stenoblock. Danke, Herr Aust, für das Drücken des Auslösers! Und ein Dankeschön an die treuen Leser, dass Sie auch diese kleine inhaltliche Wiederholung zur Kenntnis genommen haben.

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