Dienstag, 9. September 2008

Luft! Nichts! Kleinigkeiten!

Oft entscheiden Kleinigkeiten darüber, ob wir etwas richtig verstehen oder nicht.

Zum Beispiel die richtige Verwendung des Gedankenstrichs.
Bei der Suche nach einer Telefonnummer der französischen Botschaft gab mir Google im folgende Seite an:
"Deutsch - Französische Botschaft in Berlin"? Ich stutze. Nicolas Sarkozy ist ja doch ziemlich reserviert Deutschland gegenüber, und jetzt wurde der Perrault-Bau am Pariser Platz kurzerhand in eine deutsch-französische Botschaft umverwandelt? Seit wann das?

Bei genauerem Hinsehen erkläre ich mir das "Deutsch" mit "deutsche Fassung" und stelle fest, dass ich schon so sehr an Fehler gewöhnt bin, denen ich immer öfter begegne, dass ich auf richtigen Gebrauch des Deutschen falsch reagiere. Die Amerikanisierung der deutschen Sprache führt dazu, dass der Bindestrich vom Aussterben bedroht ist, von der staatlich verordneten Getrenntschreibung befördert. Und das färbt bei mir ab, führt dazu, dass der Gedankenstrich weniger geläufig ist, zumal er oft fälschlicherweise dort eingesetzt wird, wo ein Bindestrich hingehört, selbst bei der ZDF-Sendung "Frontal21" habe ich das schon gesehen.

Während das Internet aus technischen Gründen die Zusammenschreibung fördert, erschwert die Getrenntschreibung die Rezeption. Die Luft zwischen den Worten führt ja dazu, dass die Worte eigentlich auch anders betont werden. So dass inzwischen laut Duden als richtig gilt, was mich stutzen lässt. In der ZEIT von letzter Woche:


Schon schön, dass solche Teilchen Ihre Forscher jetzt mit Namen begrüßen. Was das Elementarteilchen nachher gesagt hat, ist nicht überliefert.

In der gesprochenen Sprache sind Pausen an der falschen Stelle und die daraus resultierende andere Betonung regelmäßig Auslöser für Nicht- oder Missverstehen. Heute Abend wurde in Kulturzeit (3Sat) Budd Schulberg zitiert, der Autor des Buches "Was treibt Sammy an?", das einen Studioboss aus der Zeit der großen Hollywood-Mogule darstellt:

"Mit einem gewissen Leben ist, wie mit angezogener Handbremse fahren."

Wieder braucht es einen kurzen Moment, bis mein Kopf zurückgespult und alles nochmal durchgescannt hat (wobei ich mich bremsen muss, es nicht gleich zu übersetzen). Es lautet richtig: "Mit einem Gewissen leben ist, wie mit angezogener Handbremse fahren." Ist ja man gut, das die obersten Sprachwächter nicht gleich die Großschreibung mit abgeschafft haben.

Peanuts!

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