Sonntag, 3. Februar 2008

Notizen zum Kostenvoranschlag für eine Kinemathek

Demnächst sollen wir eine Abendveranstaltung dolmetschen. Im Kino einer Kinemathek wird ein historischer Film gezeigt, im Anschluss danach soll mit Zeitzeugen und Historikern diskutiert werden.

Die Veranstaltung dauert nur zweieinhalb Stunden. Dennoch können wir keinen Halbtagespreis anbieten. Der Film liegt nur in einer Fassung vor, die ein Teil der Publikumsgäste nicht versteht, also werden wir ihn dolmetschen bzw. einsprechen.

Das ist zeitintensiv: Das Werk des Abends ist ein Essay-Film, das meiste findet also im Kommentar statt, der darüber hinaus stellenweise abstrakt ist und mit Worten spielt, der Sprecher ist nicht im On, nicht im Bild sichtbar. Beim normalen Dolmetschen kommt ein Teil der Information über das Mundbild, wir "lesen" auch "von den Lippen ab", das geht hier nicht. Der Film ist vierzig Jahre alt, es gibt kein Transkript des Gesagten. Das müssen wir selbst herstellen und etliche der sehr pointiert formulierten Passagen vorab schriftlich übersetzen, an denen einst ja auch lange herumgefeilt wurde und dabei vielleicht sogar an einigen Stellen kürzen. Zehn Filmminuten entsprechen hier mindestens zwei Stunden Arbeit. (Das ist keine Faustregel, es hängt vom Film und vom Vorwissen der Dolmetscherin ab.)
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Foto: Die Dolmetscherkabine im Berlinale-Palast kurz vor Filmstart

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